Mittwoch, März 29, 2006

derStandard.at: Reportage: "Duce, erleuchte mich" - Faschismusfolklore an Mussolinis Gruft

In Predappio treffen Devotionalienhändler, ein linker Bürgermeister und Italiens dunkle Vergangenheit aufeinander Pierluigi Pompignoli hat ein Problem. Die Stadtpolizisten, sagt er, warteten bloß, bis die Kunden ihre Autos ins Parkverbot vor seinem Geschäft stellen. "Schauen Sie, da ist schon einer." Und zum Polizisten: "Noch fünf Minuten, der kommt ja gleich!" Der Ordnungshüter hat ein Einsehen und steckt den Strafzettel weg, Pompignoli trottet zurück in seinen "Predappio-Tricolore- Souvenir"-Laden. "Kommen Sie", raunt er, "kommen Sie, drinnen ist noch mehr". In der Tat, drinnen ist noch mehr. Pompignoli verkauft Faschismus-Devotionalien: Büsten von Benito Mussolini und Adolf Hitler, Aschenbecher und Fingerhüte mit Duce- Bildnis, den Herrenduft "Nostalgia", schwarze T-Shirts mit Mussolini-Sinnsprüchen ("Besser einen Tag als Löwe als 100 Jahre als Schaf"). Trinkern mit Sinn für Diktaturen bietet er auch Mussolini-Wein und Führer-Bier an. Warum er das alles unter die Leute bringt? "Warum nicht?", fragt Pompignoli zurück. Es sei alles ganz legal, der Faschismus habe Großes geleistet, Mussolini sei ein anständiger Mann gewesen. Er sei stolz darauf, dass der Duce hier in Predappio geboren und auch begraben sei. – Wenn schon italienische Fußballstars in Stadien die Hand zum römischen Gruß heben, wieso soll dann Herr Pompignoli nicht zu seiner Überzeugung stehen? "Mi scusi", lächelt er und wendet sich zwei Herren zu, die zwischen SS-Runen und Mussolini-Socken gustieren.

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