Donnerstag, Juni 17, 2004

Frankfurter Rundschau - Tödlicher brauner Spuk

Im Prozess um den Dreifachmord von Overath inszeniert sich der Hauptangeklagte als Teil einer rechtsextremen Bewegung Seinen Kameraden gegenüber brüstete er sich damit, eine 'Linke abgestochen' zu haben. Seine übergewichtige, ungelenke Freundin zwang er durch Prügel und Einschüchterungen, beim Morden mitzumachen. Auch ein Kumpel aus rechtsextremistischen Kreisen war ihm hörig und beteiligte sich an einem weiteren Mord. Ständig trug Thomas Lemke eine Pumpgun mit sich herum, machte aus seiner stramm neonazistischen Gesinnung kein Geheimnis, brüstete sich mit Todeslisten und Wehrsportübungen, war Mitglied der Deutschen Liga, der Wiking-Jugend und der damals noch nicht verbotenen FAP. Dies alles ist Jahre her. 1997 wurde Lemke von einer Essener Strafkammer wegen dreifachen Mordes zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Der Prozess um den Dreifachmord von Overath, der zurzeit vor dem Kölner Landgericht geführt wird, erinnert in vielem an die damalige Konstellation. Wieder sitzt ein hartgesottener Rechtsextremist vor Gericht, wieder geht es um dreifachen Mord, wieder hat der Überzeugungskraft und Energie ausstrahlende Täter seine ihm hörige Freundin zum Mitmorden verleitet, führte Todeslisten, plante den Umsturz und war lange schon als militanter Rechtsaußen bekannt. Genauso wie damals Thomas Lemke. Doch die Kölner Strafkammer handhabt das politische Umfeld des Hauptangeklagten, eines Ex-Legionärs, gänzlich anders, als dies ihre Essener Kollegen taten. Die hatten das rechtsextremistische Umfeld auch nicht ansatzweise ausgeleuchtet. In dem Prozess gegen Thomas A. (45) und Jennifer D. (19) wegen gemeinschaftlich begangenen dreifachen Mordes an der Overather Anwaltsfamilie Nickel spielt der rechtsextremistische Sud, in dem die Mordpläne des Hauptangeklagten köchelten, dagegen eine entscheidende Rolle.

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