Donnerstag, Dezember 02, 2004

Neue Westfälische: "Tritte in die Schnauze"

Ausstellung "RechtsRock – Hass und Rassismus auf‘s Ohr" im Westfalen-Kolleg Beim kurzen Reinhören scheint die Musik ganz nett zu sein, harmlos. Der Name der Band macht allerdings stutzig "Zillertaler Türken Jäger" – und die Texte der Lieder machen dem verblüfften Zuhörer schnell klar, dass er den Namen der Band keineswegs missverstanden hat. In der Cafeteria des Westfalen-Kollegs am Fürstenweg ist zur Zeit die Ausstellung "RechtsRock – Hass und Rassismus auf‘s Ohr" zu sehen und zu hören. Gleich am Eingang liegen zwei CD-Player mit Kostproben aus der rechtsradikalen Musikszene bereit. Das Angebot ist weit gestreut, beschränkt sich keineswegs auf Brutalo-Rock von Bands wie "Bloodrevenge" (Blutrache) oder "Der Landser" sondern umfasst auch in breiten Bevölkerungskreisen bekannte Gruppen wie "Die Ärzte", den "netten" Allerweltssound der "Zillertaler Türken Jäger" bis hin zu Folklore-Schnulzen rechter Liedermacher. Für jeden Musikgeschmack ist etwas dabei. Das rechtsradikale Gedankengut säuselt so nebenbei im lockeren Dreiviertel-Takt ins Ohr. Die Texte sprechen eine deutliche Sprache. So geben die "Zillertaler Türken Jäger" in ihrem "Sonderzug nach Mekka" folgende Sprüche zum besten: "Wir haben die Schnauze voll von euch, ihr sollt euch verpissen, kein Deutscher wird euch vermissen. . . raus aus unserm Berlin, wir woll‘n euch hier nicht, niemand will euch hier mehr sehen, mit eurer fremden Kultur, mit der da stört ihr uns nur, wir haben die Schnauze voll von euch, ihr sollt euch verpissen, kein Deutscher weit und breit wird euch hier jemals vermissen, ihr liegt uns auf der Tasche, das ist eure Masche, verdammtes Lumpenpack haut endlich ab . . ." Die jetzt im Westfalen-Kolleg zu sehende Ausstellung "RechtsRock" wurde vom Oberstufenkolleg in Bielefeld zusammengestellt und informiert sehr umfassend über die rechte Szene: Ursprünge rechtsradikaler Musik zum Beispiel in den pompösen Werken Richard Wagners, der weitverzweigte Auftritt Rechtsradikaler im Internet, Hintergründe über die Szene der Skinheads (die nicht alle auch rechtsradikal sind) und über das Milliardengeschäft mit dem Handel rechtsradikaler Bücher, Kleidung, Musik und "Accessoires" – das alles weltweit, denn Rechtsradikalismus ist ja keine deutsche Exklusivität, er ist hier nur mit deutscher Gründlichkeit "perfektioniert" worden.

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