Mittwoch, September 22, 2004

Medien - Geschichtsrevisionisten rechnen die Zahl der Auschwitz-Opfer herunter - Die Zeitschrift Sezession hat keine Berührungsängste gegenüber dem ei

Auch sechzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges lässt Adolf Hitler die Deutschen nicht los. Die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus trägt vielerlei Gesichter. In vielen Politiker-Reden ist das Gedenken an die Opfer des "Dritten Reiches" zum öden Ritual erstarrt. Die persönliche Betroffenheit ist zur Maske geworden, die man aufsetzt, wenn man einen Kranz ablegt. Vergangenheitsbewältigung wird nur noch geschäftsmäßig abgehandelt. Angesichts der erschreckenden Stimmengewinne der DVU und NPD in Brandenburg und Sachsen üben sich viele Medien- und Kirchenvertreter und auch diverse Politiker in so genannter Schadensbegrenzung. Dass in Sachsen fast zehn Prozent der Stimmen auf die NPD entfielen, wird als reiner Protest deklariert. In opportunistischer Heuchelei versichern Politiker jeglicher Couleur, selbstverständlich hätten die NPD-Wähler die braune Partei nicht deshalb gewählt, weil sie ausländerfeindlich, antisemitisch und antidemokratisch ist. Es habe sich um reinen Protest gehandelt. Das Instrument der Wahlenthaltung als Ausdruck des Protestes oder der "Politikverdrossenheit" scheint diesen Beobachtern nicht geläufig zu sein. Der aktuelle Film "Der Untergang" zeigt, wie man sich dem Phänomen Hitler nähern kann, ohne ins Pädagogisieren und Moralisieren zu verfallen. Allerdings kann dieses Werk auch auf ein Buch von Joachim Fest zurückgreifen, der als bester Kenner der Person Hitlers gilt. Joachim Fest hat häufig davon berichtet, dass sein Vater das "Dritte Reich" für ein "Gossenthema" gehalten haben. Bei dem ehemaligen Herausgeber der FAZ waren Bedenken selbstverständlich unbegründet, er würde dem "Tausendjährigen Reich" und seinen "Helden" zu viel Ehre antun. Was allerdings geschehen kann, wenn sich keine seriösen Historiker mit der Thematik auseinandersetzen, sondern Revisionisten im Umfeld der "Neuen Rechten", belegt die Kontroverse um einen Aufsatz des langjährigen Spiegel-Redakteurs Fritjof Meyer, über den die Tageszeitung Die Welt http://www.welt.de in ihrer heutigen Ausgabe berichtet. Ausgangspunkt der Kontroverse war ein im Sommer 2002 veröffentlichter Aufsatz von Meyer in der Fachzeitschrift Osteuropa, in dem er die Zahl der Auschwitz-Opfer gegenüber der Schätzung der meisten seriösen Experten halbierte, wie Sven Felix Kellerhoff, Redakteur für Zeitgeschichte bei der Welt, schreibt.

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