Dienstag, September 28, 2004

Dörverden - ein Dorf wehrt sich

Rechte Szene: Auf dem Heisenhof will Neonazi Rieger die "nordische Rasse" retten. Doch er hat die Rechnung ohne Bürgermeister Herbst gemacht. Dörverdens Unglück passt zwischen die Deckel des Aktenordners, den Bürgermeister Rainer Herbst (54) auf den Tisch packt. Die Dokumente belegen, wie sich der bekannte Neonazi und Hamburger Anwalt Jürgen Rieger (58) hinter einer obskuren Stiftung mit Sitz in London versteckte, um unerkannt den Heisenhof zu erwerben, ein 26 000 Quadratmeter großes ehemaliges Bundeswehrgelände im Ortsteil Barme. (...) Die Angst lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Hetendorf. In dem kleinen Dorf bei Celle hatte Rieger bis zum Verbot seiner Heide-Vereine und der Einziehung des Vermögens schon einmal einen bundesweit bekannten Treffpunkt für Neonazis organisiert. Und wer will schon, so die Hetendorfer Erfahrung, Urlaub machen, wo regelmäßig rechtsextreme Aufzüge stattfinden und Negativschlagzeilen sogar im Ausland produzieren? In Hetendorf hat es mehr als zehn Jahre gedauert, ehe das niedersächsische Innenministerium 1998 endlich sicher war, genügend belastendes Material für ein Verbot zu besitzen. Dörverdens Bürgermeister Herbst möchte es so weit gar nicht kommen lassen. Der Verwaltungsfachmann verfolgt eine andere Taktik und riskiert dafür sogar Zwist im Gemeinderat. Der SPD verweigerte er die öffentliche Sitzung des Bauausschusses, weil dann doch auch der potenzielle Antragsteller Rieger erfahren würde, mit welchen Mitteln des Baurechts man dem Rechtsextremisten aus Hamburg möglichst dicke Paragraphenknüppel zwischen die Beine werfen will: "Darüber rede ich nicht." Oberkreisdirektor Werner Jahn assistiert Herbst: "Auch der Rechtsstaat hat scharfe Waffen." Mit dieser Taktik steht Dörverden nicht allein: In Hameln, wo Rieger ein altes Kino besitzt und bereits "nationale Tagungen" angekündigt hat, wird es dann "eine intensive Prüfung" geben, "ob die dafür notwendige Sondernutzungsgenehmigung überhaupt erteilt werden kann".

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