Donnerstag, September 23, 2004

Deutschlandfunk - 895 Seiten braune Vergangenheit

SS-Hauptsturmführer Erich Priebke verschenkt seine Erinnerungen Erich Ernst Bruno Priebke, an den Namen kann man sich erinnern: Das war jener SS-Hauptsturmführer, unter dessen Kommando eines der schwersten deutschen Kriegsverbrechen in Italien geschah, der nach dem Krieg nach Argentinien entwich, dort 1994 aufgespürt und in Italien verurteilt wurde, in einem Prozess der Schlagzeilen machte. Inzwischen ist er 91 und steht immer noch unter Hausarrest. Priebke lebt, und schreibt: ein Erinnerungsbuch, oder vielmehr Rechtfertigungsschrift, und Priebke will gelesen werden von den Italienern, selbst wenn er ihnen die Bücher schenken muss. Vae Victis, heißt der Schinken, das ist lateinisch und heißt "Wehe den Besiegten". Er fühlt sich unschuldig und zu unrecht verurteilt. Erich Priebke sieht sich als ehemaligen SS-Mann, der doch nur seine Pflicht tat: das, was seine Vorgesetzten wollten. Er akzeptiert nicht, dass er vor einigen Jahren nach einem international Aufsehen erregenden Prozess in Rom zu lebenslangem Hausarrest verurteilt wurde, weil er einer der Hauptverantwortlichen für ein Massaker war, bei dem am 24.3.1944 in den römischen Höhlen der Fosse Ardeatine 335 willkürlich ausgesuchte Italiener ermordet wurden. Eben weil er sich unschuldig fühlt, brachte er seine Interpretation der Dinge zu Papier. Im Selbstverlag mit dem Namen www.priebke.it verlegt erschien die Autobiographie des Deutschen unter dem Titel "Vae Victis": 895 Seiten dick und 1,38 Kilogramm schwer. Ein Buch, das bisher so gut wie niemand gelesen hat, das aber Thema der Feuilletons ist. Und das, obwohl es in nicht einer einzigen Buchhandlung zwischen Mailand und Palermo ausliegt. "Vae Victis" ist dafür in staatlichen und kommunalen Büchereien zu finden.

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