Dienstag, Oktober 11, 2005

taz 11.10.05 NPD kennt keine "Agentenzuhälter"

Ausgerechnet einer der wichtigsten NPD-Parteimanager muss sich gegen Spitzelvorwürfe wehren. Er soll Parteifreunde zum bezahlten Schnüffeln animiert haben. Die Parteispitze deklariert die Vorwürfe zur Intrige - und deckt ihren Funktionär In der NPD besinnt man sich dieser Tage einer Tradition, die zum Profil der extremen Rechten in Deutschland gehört, wie das Duzen zum Umgangston unter linken Genossen - die der Führungsquerelen. Kaum hat der Parteivorstand den in der Berliner Zentrale verhassten Alt-Nazi Günter Deckert von der Spitze des baden-württembergischen Landesverbandes weggebissen, eskalieren die Streitereien ein paar hundert Kilometer weiter an der Saar. In der Schusslinie steht diesmal kein geringerer als Peter Marx, Vize-Bundesvorsitzender, Landeschef der NPD in Rheinland-Pfalz, Fraktionsgeschäftsführer der NPD im sächsischen Landtag und zuletzt Manager des Bundestagswahlkampfs der Nationaldemokraten - kurz: einer der Tausendsassas der Partei. Marx trat inzwischen die Flucht nach vorn an und leitete ein Schiedsgerichtsverfahren gegen sich selbst ein. Denn was dem 47-jährigen Saarländer von Mitstreitern aus dem Südwesten vorgeworfen wird, hat das Zeug zu einer Spitzel-Affäre der raffinierteren Art. Der Parteikader soll nicht nur selbst in der Mitarbeiterkartei des Verfassungsschutzes gestanden haben. Glaubt man dem Völklinger NPD-Gemeinderat Otfried Best, dann ermunterte Marx zudem zwei örtliche Parteifunktionäre, sich ebenfalls auf die Gehaltliste des Verfassungsschutz setzen zu lassen. Die Honorare für die Maulwurfsjobs sollen gerecht geteilt worden sein - eine Hälfte floss an den Landesverband, die andere blieb den V-Leuten. Angeblich lässt sich das Gemeinschaftsprojekt beweisen: Ein Blick auf die Kontoauszüge des Landesverbandes genüge.

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