Dienstag, Oktober 11, 2005

taz 11.10.05 Wie Hetzmusik wirkt

Rechtsradikale CDs finden ihren Weg in die Schulen. Das Nordwestradio sendete aus der Gesamtschule Mitte eine Stunde über Neonazi-Mucke ie heißen DJ Adolf, Störkraft, Endstufe oder Kraftschlag. Von Hardrock bis HipHop decken sie alle Musikrichtungen ab. Ihre Songs sind auf kostenlosen CDs zu haben, die von der NPD an Jugendliche verteilt werden. Ob und wie die Hetzmusik Jugendliche beeinflusst und was man dagegen tun kann, diesen Fragen widmete das Nordwestradio gestern eine Live-Sendung - in der Turnhalle der Gesamtschule Mitte. Zwar kam das Thema bei den Jugendlichen an, die Nordwestmusik allerdings nicht. Bei den Wortbeiträgen hörten die meisten aber wieder interessiert zu, immerhin durften zwei ihrer Mitschülerinnen ans Mikro. Die Zehntklässlerinnen Lea Schwagereit und Mari Lena Rapprich engagieren sich in der Arbeitsgemeinschaft "Schule ohne Rassismus", haben sich hier mit rechter Musik beschäftigt und erzählten, wie sie wirkt. Lea Schwagereit: "Auf den CDs gibt es sogar Balladen. Wenn man nicht darauf achtet, fällt einem gar nicht auf, dass es rechtsradikale Musik ist." So könne das rechte Gedankengut sehr subtil wirken, meinte Cornelius Peltz, Soziologe und Experte für Rechtsextremismus. Neonazi wird man nicht vom Hören allein. "Das ist eine lange Entwicklung", so Andrea Müller, Leiter der Jugendbildungsstätte Lidice-Haus, Jugendliche seien auf der Suche nach sich selbst - Ausgang offen.

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