Dienstag, Dezember 21, 2004
taz 21.12.04 Warten aufs Adolfhitler
Neonazis wollen an Heiligabend in Recklinghausen aufmarschieren. Anwohner sammeln Unterschriften für ein Verbot der Veranstaltung. Rechte suchen inzwischen nach neuen Strategien
Die Nazis feiern ihre "Deutsche Weihnacht" - am Freitag in Recklinghausen. Rechte Gruppierungen um den "WiderstandDO" und die "Kameradschaft Dortmund" rufen an Heiligabend zu einem Aufmarsch in die Recklinghäuser Innenstadt. Vorwand ist die polizeiliche Auflösung eines Neonazi-Konzerts am 13. November dieses Jahres. Auf dem Konzert sollten einschlägige Bands wie "Berserker", "Kategorie C" oder "Outlaw" auftreten. Drahtzieher der Veranstaltung war der mehrfach vorbestrafte Chef der "Kameradschaft Dortmund", "SS-Sigi" Siegfried Borchardt. Gegen die so bezeichnete "Polizeiwillkür" hatten die Rechten bereits an vier voran gegangenen Samstagen demonstriert - mit mäßigem Erfolg. Die Teilnehmerzahl schwankte zwischen 50 und 70. (...)
Spätestens seit den Erfolgen rechter Parteien bei den Landtagswahlen im Saarland und in Sachsen versuchen die Rechten auch im Ruhrgebiet, durch permanente Straßenpräsenz Fuß zu fassen. Dabei wird auch eine intensivere Zusammenarbeit zwischen "Freien Kameradschaften" und der NPD ins Auge gefasst. Christian Worch, einer der Ideologen der militanten Neonazi-Szene, hat sich kürzlich in einem offenen Brief für eine lose "Zusammenarbeit" mit der NPD ausgesprochen. Alte Abgrenzungsbeschlüsse der NPD gegenüber der militanten Neonazi-Szene seien durch den neu gewählten Vorstand um Altnazi Udo Voigt nicht mehr gültig. Man wolle sehen, ob die "Welle der Euphorie" auf der sich die Nazis sehen, anhalte. "Die haben momentan das Gefühl, als stehe im nächsten Jahr die Machtergreifung bevor", sagt Martin Dietzsch, Rechtsextremismusexperte des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS). Ein Grund dafür sei auch das gescheiterte Verbotsverfahren gegen die NPD.
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