Mittwoch, Oktober 12, 2005

Jungle World - 41/2005 Antifa - Skadi über K2 an Ohmanwasfüreinname

Antifas haben das Forum des »Freien Widerstandes« gehackt Wie sich die Zeiten ändern. Als am 20. Mai 1989 vier Antifas in die Wohnung des Neonazis Christian Worch in Hamburg einbrachen, um Material über die Zusammenhänge der rechtsextremen Szene der Bundesrepublik zu erlangen, mussten sie einen fast paramilitärischen Aufwand betreiben. Immerhin 50 Aktenordner aus den Beständen Worchs wechselten damals den Besitzer. Die »Rechercheure« des Mobilen Antifaschistischen Kommandos entkamen unerkannt. (...) Ob Christian Worch, der 17 Jahre später immer noch einer der bedeutendsten Anführer der deutschen Neonaziszene ist, an diesen Überfall des Frühsommers 1989 zurückdenken musste, als ihm in der vorigen Woche mitgeteilt wurde, dass die vollständige Datenbank des Forums »Freier Widerstand« von der »Daten-Antifa« gehackt wurde? Der Schaden für die rechtsextreme Szene dürfte im aktuellen Fall höher ausfallen als im Jahr 1989. Über 4 000 Profile von Nutzerinnen und Nutzern des Neonazi-Forums und an die 16 000 persönliche Nachrichten machten die virtuellen Antifas öffentlich, indem sie die Daten zur freien Verfügung ins Internet stellten. Eine Datenmenge, die umgerechnet in Papierseiten kaum in 50 Aktenordner passen dürfte. (...) Bei einem Großteil der Nachrichten geht es um Beziehungsprobleme, verletzte Eitelkeiten, Animositäten, Selbstdarstellungen und Profilierungen. So beklagt eine Nutzerin, die sich »Skadi« nennt, im Forum gegenüber einem anderen Nutzer, der unter dem Namen »Ohmanwasfüreinname« firmierte, ihr Liebesleid mit einem Dritten, der im »Freien Widerstand« unter dem Kürzel »K2«, das offenbar auf »KZ« anspielen soll, mitmachte. »K2 soll zu seiner tollen Kristin gehen und mich zufrieden lassen. Mit ihr wirds er glücklich, das hat er mich oft genug zu versteh gegeben«, schreibt die Betrogene in eigenartiger Orthografie an »Ohmanwasfüreinname«. Während« Ohmanwasfüreinname« Verständnis heuchelt, schickt er gleichzeitig jede ihrer Mails an seinen Kumpel »K2« weiter, damit dieser immer bestens über die psychische Verfassung seiner verhassten Freundin informiert ist. Während also ein nicht unerheblicher Teil der Kommunikation von banalen Alltagsgeschichten handelt, die allenfalls tiefenpsychologische Einblicke in rechtsextreme Seelen erlauben, wird aber auch deutlich, wie gefährlich die Bagatellisierung des Datenmaterials sein kann. Derselbe jugendliche Neonazi »K2« nämlich, der seine Freundin belügt, entpuppt sich in einer Nachricht vom 3. Dezember des vergangenen Jahres als Gewalttäter, der offen zugibt, Antifas schwer verletzt zu haben. »Wenn Du mitbekommen hast mit der Montagsdemo am 1.11.04 wo die Antifas heftig verletzt worden … ich, hagendorf und 2 weitere hatten die Ehre.« Die veröffentlichten Daten enthalten also auch Informationen, aus denen eindeutige Hinweise auf gewalttätige Übergriffe von Rechtsextremen hervorgehen.

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