Mittwoch, Juni 15, 2005

Jungle World ··· 24/2005 Antifa ··· Nazirock am Baumarkt

Zum »Fest der Völker« in Jena traten Neonazis aus dem Umfeld der verbotenen Organisation Blood & Honour auf(...) Die Stadt hatte ihr Verbot des ursprünglich auf dem Marktplatz der Stadt angemeldeten Rechtsrockfestivals mit der Behauptung begründet, hierbei handele es sich um keine politische Veranstaltung im Sinne des Versammlungsgesetzes, sondern um eine, die lediglich dem Vergnügen diene. Die Frage, ob das Ereignis nicht mindestens als Zeichen für eine Wiederbelebung des im Jahr 2001 in Deutschland verbotenen militanten rechtsextremen Netzwerks Blood & Honour zu werten sei, wurde weder von Juristen noch von der Stadt gestellt. Dabei waren Bands wie »Nothung« oder »Brigade M« angekündigt, die nach umfangreichen Antifarecherchen eindeutig dem Umfeld dieser Organisation zuzurechnen sind, und der angekündigte Redner Thomas Ölund ist ein Sektionsleiter in Schweden. Die Stadt Jena folgt auf diese Weise der stillen Vorgabe des Thüringer Verfassungsschutzes. Er behauptet auch in seinem Bericht für das Jahr 2004, die bestehenden Kontakte in der Szene seien rein privater Natur, obwohl mehrfach Bands aus dem Umfeld von Blood & Honour in Thüringen auftraten, lokale Nazirocker an dem Sampler mit dem unmissverständlichen Namen »Blood & Honour – trotz Verbot nicht tot« mitwirkten und zumindest Ende des Jahres 2003 noch Razzien wegen des Verdachts auf ein Fortbestehen des Netzwerkes stattfanden. Damit gibt man sich von staatlicher Seite zufrieden, obwohl der begründete Verdacht besteht, dass aus der ehemals zentralen Abteilung von Blood & Honour die »Division 28 – Sektion Thüringen« wurde wie einst aus Raider Twix. Wer weiß, wie gern Rechtsextremisten Buchstaben hinter Zahlen verbergen, wird schon in der Zahl 28 einen deutlichen Hinweis auf Blood & Honour finden.

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