Donnerstag, Juni 30, 2005

Prager Zeitung ON-LINE: Tschechische Neonazis groß im Geschäft

Die rechte Szene ist zersplittert – und jeder Zehnte ist ein Informant der Polizei. Rechtsextremisten nimmt man in der Regel als eine krakeelende, gewaltbereite Gruppe wahr, die bei Konzerten oder Demonstrationen ausländerfeindliche Parolen skandiert und manchmal Übergriffe auf Linksradikale oder Angehörige nationaler Minderheiten verübt. Die tschechische Neonazi-Szene ist allerdings weitaus differenzierter. „Es gibt dort zu viele Generäle und wenig Fußvolk“, erläutert ein Polizei-Experte für Extremismus-Bekämpfung. „So muss man sich nicht wundern, dass es unter ihnen ständig Spannungen gibt. Die Gruppen sind zersplittert und die einzelnen kämpfen um Geld und Positionen.“ (...) Bei den häufigen Streitigkeiten unter den Rechtsextremisten geht es längst nicht nur um irgendwelche kleinen Summen. Als hochrangiger Neonazi in Tschechien kann man sehr gut verdienen. „Vor allem die Veranstalter von Konzerten scheffeln viel Geld, natürlich unversteuert“, sagt der Politologe Miroslav Mareš von der Brünner Masaryk-Universität. „So kann man bei einem großen Konzert allein am Eintritt 100 000 Kronen (rund 3300 Euro) verdienen. Dazu verkaufen die Veranstalter noch Alkohol, CDs, Aufnäher oder T-Shirts. Und monatlich finden drei Konzerte statt.“ Geschäftsinteressen führte auch der Neonazi Jaroslav Brož, Gründer der Pilsener Gruppe der rechtsextremistischen Organisation Blood and Honour, zu seiner Verteidigung an.

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