Mittwoch, Dezember 01, 2004
"Abschied nehmen" - Rund tausend Überlebende zum 60. Jahrestag der KZ-Befreiung erwartet - Yahoo! Nachrichten
«Ein letztes Mal möchte ich von meinen Freunden Wasja und Lenek Abschied nehmen.» Der Satz stammt aus dem Brief eines Überlebenden des Konzentrationslagers Sachsenhausen bei Oranienburg. Gerichtet ist das Schreiben des Ukrainers Nikolaj N. an die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Diese organisiert vom 15. bis 18. April 2005 die Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge aus den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Ravensbrück bei Fürstenberg/Havel. Nikolaj N. möchte daran teilnehmen. Seine Freunde Wasja und Lenek waren - wie tausende andere Häftlinge auch - in den Jahren 1943 bis 1944 in Sachsenhausen ums Leben gekommen und im Krematorium verbrannt worden.
Die Gedenktage sind das zentrale Ereignis der Stiftung im kommenden Jahr. Am 16. April findet beispielsweise der «Tag der Begegnung» mit Zeitzeugen und Jugendlichen aus zahlreichen Ländern statt. Von dem Jahrestag solle ein besonderes Zeichen ausgehen, sagt Stiftungsdirektor Günter Morsch. Die Feierlichkeiten signalisierten Offenheit gegenüber Ausländern, Internationalität und Mitgefühl mit den Überlebenden. Das Land Brandenburg stelle sich der Verantwortung für die deutsche Geschichte.
Weit über 1000 frühere KZ-Häftlinge, von denen der weitaus größte Teil im Ausland lebt, sind bereits angeschrieben worden. Viele hegen den Wunsch, die Gedenkstätten noch einmal oder zum ersten Mal zu besuchen. Die grausamen Ereignisse in den Konzentrationslagern ließen sie nicht los. Die Überlebenden wollten ehemalige Mitgefangene treffen, sich an die schreckliche Zeit erinnern und der Ermordeten gedenken, betont Morsch. Viele - so auch Nikolaj N. - verdankten anderen Kameraden ihr Leben.
Die Opfer des Nationalsozialismus ließen sich auch keineswegs vom Wahlerfolg der rechtsextremen DVU sowie von rechtsextremen Aufmärschen in den vergangenen Wochen in Brandenburg vom Anreisen abhalten, unterstreicht Morsch. Sie betrachteten den Rechtsextremismus vielmehr als «europäisches Gesamtphänomen». Außerdem sind nach Morschs Angaben Angriffe gegen die Gedenkstätten in den vergangenen Jahren insgesamt «deutlich zurückgegangen». Allerdings sei der Anschlag auf das Todesmarsch-Museum bei Wittstock 2002 der schwerste seit zehn Jahren gewesen und immer noch nicht aufgeklärt.
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