Montag, Januar 17, 2005
taz 17.1.05 BGS schaut zu
Verletzter beim NPD-Wahlkampf in Schleswig-Holstein: Ein Neonazi fährt mit Auto in Gegendemonstranten
"Wer uns angreift, muss damit rechnen, verletzt zu werden", verkündete Udo Voigt am Samstag. Erneut wiederholte der Bundesvorsitzende der "Nationaldemokratischen Partei Deutschlands" (NPD) auf dem Parteitag der "Deutschen Volksunion" in München die bekannte Drohung. Den Worten des Vorsitzenden im tiefen Süden waren mal wieder Taten der Mitglieder im hohen Norden vorausgegangen. Bei der NPD-Wahlkampftournee des neonazistischen Liederbarden Frank Rennicke griff ein Parteimitglied Gegendemonstranten an.
Schon beim Wahlkampfauftakt der NPD für die schleswig-holsteinische Landtagswahl in Steinburg hatten Parteifunktionäre auf Protestierende eingeschlagen (taz berichtete). Am frühen Freitagabend blockierten etwa 100 NPD-Gegner am Bahnhof Bredstedt nahe Husum einen Kontrollpunkt, über den die NPD ihre Gäste zum geheim gehaltenen Konzertort nach Högel weiterleitete. Kaum betraten Gegendemonstranten den Bahnhofsplatz, liefen mehrere Neonazi-Skinheads weg. Ein bekannter NPD-Verantwortlicher fuhr jedoch mit seinem Auto in die Menschenmenge. "Vor den Augen des Bundesgrenzschutzes", so ein Augenzeuge. "Mehrere Personen riss er mit, zwei flogen über die Haube", berichtet er weiter, "und einer wurde verletzt". (...) Die rund 30 NPD-Gäste Rennickes waren genervt, unter ihnen waren auch die NPD-Kandidaten Ingo Stawitz und Arthur Nissen.
Statt gemütlich Rennickes Liedgut zu lauschen, mussten sie zusätzlich die lautstarken Protestparolen ertragen. Die örtliche Freiwillige Feuerwehr leuchtete zur Unterstützung noch den Veranstaltungsort aus, Anwohner reichten den Protestierenden heißen Tee aus dem Gemeindehaus.
Kein Protest erfolgte jedoch am Samstagabend in Heilshoop. Über 100 Neonazis genossen Rennickes Auftritt in der Lokalität "Landhaus-Grill und Bierstube". Seitdem Anfang März 2004 Dieter Kern, Vorsitzender des "Bündnis Rechts für Lübeck", den Gasthof in der Gemeinde bei Lübeck gepachtet hat, finden dort regelmäßig Liederabende statt. Der Bürgermeister empfindet derweil bloße Gegenaktionen als "Belästigung".
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