Montag, Januar 24, 2005
junge welt vom 24.01.2005 - Unbequemer Zeitzeuge
CDU Brandenburg will den Widerstandskämpfer Peter Gingold nicht als Redner zum Gedenktag für die Opfer des deutschen Faschismus am 27. Januar
Während auch Spitzenpolitiker der CDU/CSU verbale »Entrüstung« verlautbaren lassen über die jüngsten Vorgänge im CDU-regierten Bundesland Sachsen, demonstriert die CDU-Führung des Landes Brandenburg ihre ganz spezielle Art des »Kampfes gegen rechts«. Sie greift massiv die Verwaltung von Frankfurt/Oder an, weil die den international renommierten Widerstandskämpfer Peter Gingold als Redner zur städtischen Gedenkveranstaltung am 27. Januar eingeladen hat. Der 89jährige ist Mitglied des Auschwitz-Komitees und einer der Sprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN-BdA. Die Landes-CDU halte die Einlandung »für einen Fehler und lehnt sie ab«, äußerte deren Geschäftsführer Sven Petke. Er beruft sich dabei auf den skandalösen Tatbestand, daß die VVN-BdA als größte bundesweite Organisation ehemaliger Widerstandskämpfer gegen den Faschismus und Verfolgter des Naziregimes im Verfassungsschutzbericht immer noch als »linksextremistisch« bezeichnet wird. Es dominierten nach wie vor »Kommunisten orthodox-kommunistischer Ausrichtung«. Von der Pressesprecherin des »Verfassungsschutzes« ließ sich die CDU bei ihrer Attacke gegen die Stadt zuarbeiten, diese Einschätzung »gilt auch im Januar 2005«. Wie die Märkische Oderzeitung in der vergangenen Woche berichtete, habe die Sprecherin »aus datenrechtlichen Gründen« keine Angaben zur Bedeutung von Peter Gingold machen können.
Die Angaben wären unter anderem bei der französischen Regierung einzuholen, die Gingold wegen seiner Teilnahme am Kampf der französischen Resistancé und seiner Mitwirkung an der Befreiung von Paris im August 1944 mit der Verleihung des Befreiungsordens von Paris (»Medaille de la Liberation«) ausgezeichnet hat. Als Frontbeauftragter der »Bewegung freies Deutschland« nahm er in Frankreich und in Italien am bewaffneten Kampf gegen den Faschismus teil. Zwei seiner Geschwister und sieben weitere Angehörige kehrten nicht aus Auschwitz zurück.
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