Dienstag, Januar 25, 2005

Geleugnete Schuld | Deutsche Welle |

Holocaustleugner sitzen längst nicht nur in der NPD: Es gibt ein internationales Netzwerk von Unbelehrbaren. In Deutschland ist ihre Hetze verboten - seit 1993. Nicht nur, dass manche Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg behaupteten, sie hätten von der Ermordung der Juden nichts gewusst: Bald gehörte es in rechten Kreisen zum "guten Ton", den Holocaust überhaupt in Frage zu stellen. Antisemitische Gefühle und die nicht überwundene Schmach der militärischen Niederlage wurden mit solchen "Argumenten" gleichermaßen bedient, denn der Völkermord wurde als jüdisch-amerikanische Propaganda hingestellt, mit dem einzigen Ziel, Deutschland zu unterdrücken. Zunächst dachte man, solche Thesen als Spinnerei von Verrückten aus der rechten Szene abtun zu können, dann aber beschloss man, die hiervor ausgehenden Gefahren für die Allgemeinheit auf gesetzlichem Wege zu bekämpfen. "1993 gibt es die gesetzliche Grundlage, indem die Auschwitzlüge zu einem Offizialdelikt erklärt worden. Und seitdem ist in Deutschland eigentlich die Verfolgung der Auschwitzlüge recht effektiv ist," erklärt Wolfgang Kapust, Journalist des Westdeutschen Rundfunks und Spezialist für Fragen des Rechtsradikalismus. Ein internationales Netzwerk Schon bevor solche gesetzlichen Voraussetzungen in Deutschland geschaffen wurden, wichen hartnäckige "Auschwitzleugner" ins Ausland aus, wo jeweils auch neonazistische oder judenfeindliche Gruppen oder Aktivisten am Werk waren und nicht durch Gesetze gehindert wurden wie in Deutschland. Sie alle bildeten rasch ein internationales Netzwerk: So konnte in Großbritannien ein David Irving mit pseudowissenschaftlichen Veröffentlichungen den Judenmord in Frage stellen, in Frankreich machte Roger Garaudy, Alt-Kommunist und selbst KZ-Opfer, von sich reden und in der Schweiz ist es ein Jürgen Graf, der gegen die angebliche "Auschwitzlüge" polemisiert. Sie alle werden jahrelang bei deutschen Rechtsradikalen hofiert, ebenso aber auch in einigen arabischen Ländern und im Iran. Zu ihnen gesellen sich Auslandsdeutsche - zum Beispiel in Australien ein Gerald Frederick Toben oder in Kanada der aus dem Schwarzwald stammende Ernst Zündel. Zündel ist ein Musterbeispiel: In einem Reihenhäuschen in Toronto bezieht er Quartier und von hier verschickt er jahrelang rechtsradikales Propagandamaterial in die alte Heimat. Stramme blonde Kerle helfen ihm beim Eintüten - allesamt amerikanische Neonazis, die angetan sind von den Theorien, die Zündel in seinem Keller anhand eines Auschwitz-Modells zu beweisen glaubt: Dass es den Massenmord an den Juden nie gegeben hat.

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