Mittwoch, Januar 19, 2005

junge welt vom 19.01.2005 - Neue Stufe der Militanz?

Wahlbündnisse mit der DVU und das Einbinden der sogenannten »Freien Kameradschaften«: Die NPD formiert eine ultrarechte Front Während sich die neofaschistischen Parteien NPD und DVU am vergangenen Wochenende auf ein gemeinsames Vorgehen zur Bundestagswahl 2006 und zu den Europawahlen 2009 einigten (jW berichtete), verstärkt die NPD auch ihre Bemühungen, das militante Neonazispektrum zu binden. Beim NPD-Parteitag im Oktober 2004 waren mehrere Mitglieder neofaschistischer »Kameradschaften« zur Wahl des Bundesvorstandes aufgestellt worden, gewählt wurde schließlich Thorsten Heise. Daraufhin erklärten zahlreiche andere »Kameradschaftsführer«, den Parteieintritt. Nach diesem Erfolg hat sich die NPD nun vorgenommen, auch das gestörte Verhältnis zum Hamburger Neonazikader Christian Worch sowie zu Steffen Hupka, der 2001 aus der NPD ausgeschlossen wurde, wieder zu verbessern. Worch gilt als Führungsperson der NPD-kritischen, militanten »Kameradschaften« und ist verantwortlich für die Organisation eines Großteils von Neonaziaufmärschen in den letzten Jahren. Er war zunehmend auf Distanz zur NPD gegangen, weil die Partei seiner Meinung nach zu sehr auf das Grundgesetz fixiert und zu systemkonform sei. Auch Hupka hatte die Partei zum politischen Gegner erklärt. Mit dieser Abgrenzung sei es seit der Wahl des neuen Parteivorstandes vorbei, hieß es jüngst aus der NPD-Bundeszentrale in Berlin-Köpenick. Gerade in Norddeutschland sowie in Berlin und Brandenburg sympathisieren große Teile der »Kameradschaften« mit Worch. Nach der einseitigen Annäherung durch die NPD übt das »Aktionsbüro Norddeutschland« um Thomas »Steiner« Wulff, auch er ist inzwischen der NPD beigetreten, Druck auf Worch aus. Die Angst vor einer Isolation in der Szene scheint ihn nun tatsächlich unter Zugzwang zu setzen. Im Internet ging er auf das Angebot der NPD teilweise ein und erklärte sich zur »punktuellen« Zusammenarbeit mit der Partei bereit. Mit dieser neuen Allianz ist auch eine höhere Gewaltbereitschaft der Neonazis bei ihren Aufmärschen und sonstigen Aktionen zu befürchten. In den Reihen der »Kameradschaftler« hält man nicht viel von der Strategie, die Auseinandersetzung mit der Polizei aus Imagegründen zu vermeiden.

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