Mittwoch, Januar 12, 2005
derStandard.at: Wenn aus Nazis Helden werden
Zur Entdeckung der VdU-"Verdienste" durch Andreas Khol
Die Bundesregierung hat sich für das von ihr ausgerufene Jubiläums- und "Gedankenjahr" auf die Suche nach Helden begeben – und ist fündig geworden. Auf die Frage, wer sich um Österreich besonders große Verdienste erworben habe, nannte Nationalratspräsident Andreas Khol in der ORF-Pressestunde zuerst kollektiv die Wiederaufbaugeneration, dann die Namen Hurdes, Schärf, Figl, Raab, Kreisky, Pittermann und schließlich, als einzige Partei, den Verband der Unabhängigen. Den Verband der Unabhängigen? Hatte sich Khol vielleicht versprochen?
Nichts deutet darauf hin. Khol setzte sogar noch nach, indem er als weiteren Kandidaten für besondere Würdigungen auch den ehemaligen FPÖ-Obmann und SS-Infanteriebrigadisten Friedrich Peter, der Zeit seiner politischen Laufbahn eine rechtfertigende, beschönigende Haltung zu seiner SS-Vergangenheit eingenommen hatte, hervorhob. Ein kurzer historischer Rückblick scheint angebracht:
Im Jahr 1949 wurde der Verband der Unabhängigen (VdU) in Österreich als wahlwerbende Partei zugelassen. Der VdU war ein Sammelbecken vormals aktiver Nationalsozialisten, eine Partei, die die Beseitigung der Entnazifizierungsgesetze forderte und hauptsächlich jene Menschen vertrat, die sich vor 1945 nationalsozialistisch betätigt hatten und auch nach dem Zusammenbruch des Regimes sich nicht eindeutig von diesem distanzierten.
Ohne Zweifel kann die politische Etablierung des VdU als ein Symptom dafür angesehen werden, dass es in Österreich im Jahr 1945 keine Stunde null im Sinne eines kollektiven ideologischen Bruchs mit dem Nationalsozialismus gegeben hatte.
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