Mittwoch, Januar 12, 2005
Volksstimme Magdeburg - Am Wochenende wollen Neonazis aus ganz Deutschland in Magdeburg demonstrieren
Heilslehre aus NS- und Mao-Sprüchen: Wie die neuen Fanatiker offen drohen
Am Wochenende bekommt Magdeburg Besuch der weniger erfreulichen Art. Neonazis aus ganz Deutschland reisen zu einem "Gedenkmarsch" anlässlich des 60. Jahrestags der Zerstörung der Stadt an. Der Marsch durch das Zentrum Magdeburgs bildet den Auftakt einer Serie von rechtsextremistischen Demonstrationen 60 Jahre nach 1945, dem Jahr des Endes der Nazi-Diktatur, des Weltkrieges und des Holocaust. Der nächste Aufzug ist in Dresden Mitte Februar geplant.
Die neonazistische Szene hat sich inzwischen unter dem Sammelbegriff "Der Nationale Widerstand" organisatorisch und informatorisch vernetzt. Nach dem Wahlerfolg der NPD in Sachsen spürt sie Aufwind und versucht, interne Machtkämpfe zu beenden. Die NPD wird für Extremisten nicht nur wegen der neuen parlamentarischen Plattform attraktiv, sondern auch wegen des Geldes, das sie jetzt durch Wahlkampfkostenrückerstattung erhält.(...)
Das Muster solcher Aufmärsche läuft meist ähnlich ab. Die Neonazis geben sich mit eigenem Ordnerdienst streng diszipliniert, linksextremistische Gegendemonstranten suchen die Konfrontation, der Krawall ist da, die Polizei muss es ausbaden. Dass die Neonazis allerdings nicht so bieder und legalistisch sind, wie sich geben, zeigen ihre Texte auf ihren Web-Sites.
Die Einführungsseite für den Marsch in Magdeburg wendet sich an "Liebe Kameraden, Volksgenossen und Magdeburger". Der Text erinnert daran, dass der Angriff am 16. Januar 1945 der schwerste einer ganzen Serie war, die sich nur anfangs gegen Industrieanlagen, später gegen die Zivilbevölkerung richtete. Weiter heißt es in reinster NS-Sprache: "Wenn die Alliierten es schon nicht schafften, durch gezielte Fehlinformation und Lügenpropaganda das deutsche Volk gegen die Reichsregierung und ihren Führer zu hetzen, dann musste es halt mit Elend und Not dazu gebracht werden. Doch die Rechnung der alliierten Kriegsverbrecher ging nicht auf. Zu groß war die deutsche Volksgemeinschaft, unerschütterlich war ihr Glaube und Bombe um Bombe rückte sie näher zusammen!" Das abschließende, schwülstige Pathos: "Unsere Mauern brachen, aber unsere Herzen nicht."
Das klingt nicht nur nazistisch, sondern auch pathologisch. Die innere Einstellung ist in der Nazi-Propaganda und -gestimmtheit befangen, kennt nur schwarz und weiß, gute Deutsche und böse Alliierte, hat eine primitive und abstruse Geschichtsdeutung im Sinn
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