Mittwoch, Januar 12, 2005

Ein Tummelplatz für Neonazis von beiden Seiten des Rheins

Im Elsass nutzen Rechtsextreme großzügiges Versammlungsrecht Mehr als 400 geschändete jüdische und moslemische Gräber, Hakenkreuzschmierereien an arabischen Geschäften oder jüdischen Einrichtungen - immer wieder machte das Elsass in den vergangenen Monaten mit solchen Negativ-Schlagzeilen von sich reden. Die bisher beispiellose Welle rassistisch motivierter Anschläge zeigt nach Überzeugung der Fahnder, dass die Region zwischen Schwarzwald und Vogesen ein beliebter Tummelplatz für Rechtsradikale und Neonazis ist. 60 bis 80 rechtsextreme Grüppchen, so schätzt die Polizei, treiben in der Grenzregion ihr Unwesen - allein 50 von ihnen gelten als "potenziell gewalttätig". Viele dieser Gruppierungen haben offenbar enge Kontakte zu einschlägigen Organisationen auf der deutschen Rheinseite. Darauf weisen nicht zuletzt gemeinsame Treffen hin, die unter dem Deckmäntelchen von Familienfeiern in elsässischen Dörfern gefeiert werden - oft sogar in kommunalen Festsälen, die in Frankreich ohne große Formalitäten von Bürgern gemietet werden können. Für Proteste sorgte im Juli ein Treffen von rund 300 zumeist deutschen Neonazis in Hipsheim nahe Straßburg. Dort hatte die Gemeinde den örtlichen Fußballplatz für ein "privates Kameradschaftsfest" zur Verfügung gestellt. Die wahre Natur der feucht-fröhlichen Feier entpuppte sich, als die Teilnehmer anfingen, Nazilieder zu grölen und den Hitlergruß zu zeigen. Bereits im April 2003 hatten sich in Ringendorf bei Haguenau fast tausend Skinheads versammelt, um Hitlers Geburtstag zu feiern; Monate später trafen sich rund 800 Neonazis im nahen Hinsbourg. Den kommunalen Festsaal hatten sie für eine "Verlobung" angemietet.

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