Donnerstag, März 31, 2005

ND - Bunter Wein statt braune Soße - 31.03.05

Protest gegen einen Nazi-Aufmarsch im niedersächsischen Verden Das niedersächsische Verden droht zum Zentrum der Rechtsextremen im Nordwesten zu werden. Einem Nazi-Aufmarsch will sich am Samstag ein breites Bündnis entgegenstellen – nur die CDU hat Angst vor »gewaltbereiten Chaoten«. Verden ist ein Brennpunkt rechtsextremistischer Aktivitäten in Niedersachsen. Auch der Verfassungsschutz räumt inzwischen ein, dass die Neonazi-Szene rund um die Reiterstadt an der Aller im Aufwind ist. Im April vorigen Jahres erwarb der Hamburger Rechtsanwalt Jürgen Rieger den »Heisenhof« im nahe gelegenen Dörverden und begann, das ehemalige Bundeswehr-Anwesen als braunes Zentrum im Elbe-Weser-Dreieck zwischen Bremen und Hamburg zu etablieren. Die Bemühungen des Landkreises Verden, Rieger juristisch wieder zu vertreiben, dauern noch an. Bei der Verteilung von Flugblättern, Zeitungen und CDs vor Schulen in der Region blieben Riegers Gefolgsleute monatelang ungestört. Bewohner des »Heisenhofs« fielen durch Gewalttaten auf. Gegen einen von ihnen laufen Ermittlungen, weil er bei einer Aktion der »Schuloffensive« im Dezember einen Fotografen mit dem Auto angefahren haben soll. Ein anderer wurde im Januar dafür verurteilt, dass er bei einer Kundgebung in Rotenburg/Wümme einem Gegendemonstranten das Jochbein zertrümmerte. Aus »Solidarität mit den Bewohnern und Unterstützern des Heisenhofes« haben die niedersächsische NPD und so genannte »Freie Nationalisten« nun für den kommenden Samstag einen Aufmarsch in Verden angekündigt, zu dem mehrere hundert Nazis erwartet werden. Bereits Ende Januar, kurz nachdem der stellvertretende NPD-Landesvorsitzende Adolf Dammann den Demonstrationszug angemeldet hatte, rief Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann zu einem »Aktionstag gegen Rechtsextremismus« auf. Über 100 Vereine, Organisationen, Kirchengemeinden und Geschäftsleute folgten der Anregung. Von 10 bis 18 Uhr wollen sie in der Fußgängerzone zwischen Dom und Rathaus den Rechten zeigen, dass sie unerwünscht sind. Es gibt Theateraufführungen, Ausstellungen, Diskussionen und Obstwein unter dem Motto »Bunter Wein gegen braune Soße«. Auch ein Schülerbündnis hat eine Gegendemo organisiert. Antifa-Gruppen aus den Orten, an denen die Bewohner des »Heisenhofs« durch Kundgebungen und Veranstaltungsstörungen aufgefallen sind, haben ihre Teilnahme angesagt.

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