Donnerstag, März 31, 2005

taz 30.3.05 "Kulturdeutscher" mit Sündenregister

Dem stramm rechten Vordenker von Österreichs FPÖ, Andreas Mölzer, droht der Rauswurf aus der Bundespartei "Jörg! Der Eisbrecher!" Mit dieser Hymne in Buchform vermehrte Andreas Mölzer vor 15 Jahren den Ruhm seines politischen Idols. Jörg Haider bedankte sich: 1990 machte er den willfährigen Journalisten zum Chef des Freiheitlichen Bildungswerkes, dann schickte er ihn als Kärntner Abgeordneten in den Bundesrat, die Länderkammer des Parlaments. Das freiheitliche Gedankengut und der damalige Parteiobmann waren bei ihm in besten Händen. Heute sieht Mölzer in Haider nur mehr einen eitlen Altpolitiker, der seine eigene Partei mutwillig in die Selbstvernichtung reitet. Der Wahlkärntner galt als Vordenker der FPÖ. Während der Mehrheit des Parteivolks eher unterdurchschnittliche Bildung und Intelligenz nachgesagt wird, ist Mölzer ein stramm rechter Intellektueller. Aus seiner deutschnationalen Gesinnung hat er eine Marke gemacht. Angesichts einer vermeintlich unaufhaltsamen Einwanderungswelle schrieb er als Journalist in den 90ern gegen drohende "Umvolkung" an, ein verbales Hirngespinst der Nazizeit. Damit provozierte er die Abspaltung des Liberalen Forums unter Heide Schmidt. Aber auch bei Jörg Haider war Deutschtümelei nicht mehr gefragt. Mölzer, der sich gern als "Kulturdeutscher" definiert, fiel in Ungnade und verlor seine Posten. So gründete er die Wochenschrift Zur Zeit, in der er sich publizistisch so richtig austoben kann. Rechte und rechtsextreme Autoren finden da ein Forum.

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