Donnerstag, Februar 10, 2005

Antifaschistisches Infoblatt - Von Mischszenen und Grenzverschiebungen

Wir haben in den letzten Ausgaben immer mal wieder über Entwicklungen und Trends in den verschiedenen extrem rechten Jugendkulturen berichtet und versucht, alle damit einhergehenden Veränderungen von Strukturen und Lifestyle transparent zu machen. In diesem Schwerpunkt möchten wir ein Schlaglicht auf eine neuere Entwicklung werfen, die wir hier erst mal unter dem Titel Mischszenen subsumieren wollen. (...) Unter Mischszenen verstehen wir die Zusammenarbeit von Gruppen außerhalb der klassischen Neonazi-szene mit Teilen dieser Szene. Dabei kommt es meistens nicht zur Bildung von so genannten Grauzonen, sondern die einzelnen Gruppen bleiben relativ klar voneinander getrennt. Die Zusammenarbeit orientiert sich hierbei meistens an streng rationalen Erwägungen wie Kommerz oder Bündelung von territorialen Vorherrschaftsbestrebungen. Aber auch alte über die Jahre »gewachsene« Seilschaften und Verbindlichkeiten spielen oft eine große Rolle. Kennzeichnend für die meisten Mischszenen ist, dass die Kontakte zwischen den Gruppierungen meistens nur über einige Einzelpersonen, die in beiden Milieus aktiv sind, ablaufen. So kann schon die gegenseitige Achtung eines Rocker-Chefs gegenüber einem erfahrenen Neonazikader reichen, um zu einer Zusammenarbeit zu führen, aus der ein ganzes Netzwerk aus Firmen, Läden, Tattoostudios o.ä. entsteht. Am Beispiel von Lars Georgi und Andre Sommer ist dies auf den Seiten 7-9 nachzulesen. Die gegenseitige Achtung gerade dieser Szenen kann z.B. über ein gewalttätiges Verhalten, die Akzeptanz des Führerprinzips oder dem einfachem Willen zur Macht entstehen. Festzuhalten ist jedoch, dass gerade die Rocker-Szene, die primär kommerziell orientiert ist, die Zusammenarbeit auch wieder kündigt, wenn diese öffentlich und somit vielleicht geschäftsschädigend wird.

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