Donnerstag, Februar 24, 2005
ND- Ein kaum bemerkter Skandal
Hitlers »Mein Kampf« wurde in Polen neu aufgelegt
Der Freistaat Bayern als Inhaber der Urheberrechte wolle den Nachdruck von Hitlers »Mein Kampf« in Polen verhindern. Das meldete dpa am Dienstag aus München. Indes: Hitlers Propagandaschrift ist in Wroclaw nicht nur gedruckt, sondern sogar schon fast vergriffen.
Im 16. Jahr nach dem »Sieg von Demokratie und Freiheit« wurde in Polen zum zweiten Mal Hitlers »Mein Kampf« herausgegeben. Ein Wroclawer Verleger namens Marek Skierkowski brachte das als »historisches Werk« bezeichnete Propaganda-Buch auf den Büchermarkt. Sein Argument: Es sei ja »keine Bedienungsanweisung für das Funktionieren eines Krematoriums, sondern eine philosophische Abhandlung«, die zur Literatur des 20. Jahrhunderts gehöre und keinen Schaden anrichten könne. Bogdan Michalski, emeritierter Professor der Warschauer Universität, habe ihn zur Herausgabe überredet und auch eine Einleitung geschrieben, erklärte Skierkowski. (...) Das Anfang Februar in Wroclawer Buchhandlungen verkaufte Unwerk ist inzwischen fast vergriffen. Anders als 1993, als die Krakower Staatsanwaltschaft auf die im Werset-Verlag zum ersten Mal erschienene »Moja walka« (so der polnische Titel) sofort reagierte und das Amt für Verfassungsschutz die Auflage beschlagnahmte, blieb die Justiz in Wroclaw diesmal völlig untätig.
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