Dienstag, Februar 15, 2005

junge welt vom 15.02.2005 - Ausstieg aus Neonaziszene war ein Fake

Der Neonazi Detlef Nolde, ehemals Cholewa, outete kürzlich seinen angeblichen Ausstieg aus der rechtsextremen Szene als Anti-Antifa-Aktion. Der gebürtige Berliner ist nach eigenem Bekunden seit Ende der 80er Jahre Nationalsozialist. Nach seiner Übersiedlung nach Westberlin 1989 beteiligte er sich aktiv am Aufbau der NPD-Jugend »Junge Nationaldemokraten« (JN) und deren »Mitteldeutschen Nationaldemokraten« (MND), dem ostdeutschen NPD-Ableger in der letzten Phase der DDR. 1990 war Nolde Bundestagskandidat und Kreisvorsitzender Berlin-Ost der NPD. Nach seinem Austritt aus der NPD erfolgten 1991/92 die Gründung der »Kameradschaft Johannisthal« und der Eintritt in die »Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene« (HNG). Von 1993 bis zum Verbot war Nolde Schulungsverantwortlicher und Kreisvorsitzender der »Freiheitlichen Arbeiterpartei« (FAP), danach gründete er die erste Berliner »Kameradschaft Treptow«. Der Schwerpunkt seiner Aktivitäten lag auf der Anti-Antifa-Arbeit, die er berlinweit bis 1997 leitete. (...) Ende 1999 wurde Nolde aus der Haft entlassen und verkündete seinen vermeintlichen »Ausstieg« aus der Neonaziszene. Trotz zahlreicher Ausstiegsbeteuerungen und einem zeitweiligen Engagement beim nicht unumstrittenen virtuellen Aussteigerprojekt »nazis.de« verbreitete er in Internetforen weiterhin antisemitische Theorien, geschichtsrevisionistische Thesen und braune Esoterik. Der Informationsdienst gegen Rechtsextremismus dokumentierte Noldes anhaltende rechtsextreme Propaganda. Und Mitarbeiter der privaten Aussteigerinitiative »Exit Deutschland« warnten eindringlich vor Nolde, ebenso der Fernsehjournalist Rainer Fromm und der Nazi-Aussteiger und heute aktive Antifaschist Jörg Fischer. Nun beendete Nolde den Mummenschanz. Ende Januar postete er in einem Internetforum seine »Abschlußerklärung«, in der er seine Tätigkeit bei nazis.de als erfolgreich beendet beschreibt. Nolde ging es aber nicht nur darum, »Einblicke zu gewinnen«, sondern auch darum, aussteigewillige Jugendliche vom Verlassen der rechtsextremen Szene abzuhalten, denn er schreibt weiter: » … Ich hatte Prioritäten zu setzen, und bestimmte zweifelnde Kameraden, die mit Ausstiegsgedanken spielten, wendeten sich an mich. Und sie hängen nun heuer nicht am Gängelband von nazis.de, sondern konnten sich wieder fangen und sich dort positionieren im nationalen Spektrum, wo sie – oft besser – hineinpaßten. Die nötigen Kontakte hatte ich ja.«

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