Dienstag, Februar 08, 2005

taz 7.2.05 Dunkelbraun frisst Braun

Verschiebungen im rechten Lager: Die NPD schickt sich an, Teile der "Republikaner" zu übernehmen. Radikalisierung droht Die NPD plant eine feindliche Übernahme. Ihr Objekt der Begierde: die "Republikaner" (Rep). Glaubt man den Nationaldemokraten, dann könnten sie der im Vergleich eher betulichen Konkurrenz schon bald ganze Kreis- oder Landesverbände abspenstig machen. Übertritte einzelner "Republikaner" interessierten seine Partei deshalb schon nicht mehr besonders, tönt NPD-Sprecher Klaus Beier: "Wir warten lieber noch einige Wochen und nehmen dann das Komplettpaket." Gespräche mit Rep-Funktionären liefen "auf allen Ebenen". Spätestens zum Bundestagswahlkampf würden "alle Dämme brechen". (...) Als entscheidend für die weitere Entwicklung gilt, ob die Strategie der rechtsextremen "Volksfront" tatsächlich erfolgreich ist - und die NPD damit weitere Wahlen gewinnen kann. Aber schon jetzt zeigen die "Republikaner" deutliche Auflösungstendenzen - besonders im Norden und im Osten der Republik. Die Basis und Kader aus der zweiten Reihe rebellieren dort gegen die Linie des REP-Chefs Rolf Schlierer, der sich immer noch verzweifelt bemüht, seine Partei als Hardcore-Version der CDU zu verkaufen. Vielen Reps ist das zu brav - und vor allem zu wenig erfolgreich. Sie wollen, was die Parteispitze partout verhindern will: eine Beteiligung der Reps an der "Volksfront" von NPD, DVU und Neonazis. Rund 40 Prozent der Mitglieder, heißt es in Sicherheitskreisen, stünden inzwischen hinter diesem Kurswechsel - und damit in Opposition zur Parteispitze. Mit dem Absturz der Reps vollzieht sich eine brisante Verschiebung im rechtsextremen Lager. Denn wo die NPD die "Republikaner" beerbt, radikalisiert sich die Rechte noch weiter. Beispiel Hamburg: Angeführt von Landeschef Thomas Nissen haben die Hamburger Reps ihren seit Jahren dahinsiechenden Landesverband für erledigt erklärt, aufgelöst und sind kollektiv übergetreten zu den Erzfeinden von einst. Die Kleinsttruppe mit ihren weniger als 50 Aktiven nennt sich jetzt "Unabhängige Republikaner in der NPD". Berührungsängste empfindet Nissen als langjähriger Repräsentant der angeblich gemäßigten "Republikaner" dabei nicht. Er glaubt, Ex-Reps könnten das "bürgerliche" Lager in der NPD stärken. "Wenn die NPD eine Volkspartei sein will", sagt der 56-Jährige, "muss sie verschiedene Flügel vereinen."

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