Donnerstag, Juli 22, 2004

Jungle World 31/2004 - Die Höfe mehren sich

Der Neonazianwalt Jürgen Rieger hat erneut ein Anwesen erworben. Auf dem Gut Heisehof in Niedersachsen will er »Fruchtbarkeitsforschung« betreiben Der neue Besitzer des Gutes Heisehof hat sich bei der Gemeindeverwaltung Dörverden noch nicht vorgestellt. Doch sein Ruf eilt ihm in der niedersächsischen Gemeinde voraus. Für nur 255 000 Euro erwarb der Neonazianwalt Jürgen Rieger aus Hamburg im Frühjahr dieses Jahres das ehemalige Bundeswehrgelände an der Bundesstraße 215 zwischen Nienburg und Verden. Erst vorige Woche ist der Name des neuen Besitzers des Landgutes bekannt geworden. »Wir fürchten um die öffentliche Ordnung durch vermehrtes Auftreten von Rechtsextremisten«, sagt der Bürgermeister von Dörverden, Rainer Herbst (CDU). Das Gut versteigerte nicht die Gemeinde, sondern die bundeseigene Industrieverwaltungsgesellschaft (IVG). Sie bemühte sich jahrelang, die Immobilie abzustoßen. Dass sie ausgerechnet einem der bekanntesten deutschen Neonazis das über 26 000 Quadratmeter große parkähnliche Gelände mit vier gut erhaltenen Gebäudekomplexen verkaufte, will sie nicht verantworten. Denn das Geschäft sei telefonisch abgewickelt worden. Es habe »keine Möglichkeit gegeben, den Erwerber vorab zu identifizieren«. Schließlich habe Rieger die Immobilie als Bevollmächtigter der Wilhelm-Tietgen-Stiftung für Fertilisation Limited erworben. In der Gemeinde fürchten alle politischen Parteien, dass ein »neues Hetendorf« entsteht. Von 1991 bis 1998 unterhielt Rieger in dem Ort Hetendorf nahe Celle ein Zentrum, in dem er neben Schulungen und »Sonnenwendfeiern« auch Wehrsportübungen veranstaltete. Nach jahrelangen Protesten verbot die niedersächsische Landesregierung die Trägervereine und beschlagnahmte das Gelände. Auf dem Heisehof solle aber kein Schulungszentrum aufgebaut werden, sagt Rieger der Welt zufolge. Die Stiftung, der neben ihm auch seine Lebensgefährtin Theda Ites vorsteht, will ein Zentrum für »Fruchtbarkeitsforschung« einrichten. Sie möchten »kinderlosen Ehepaaren zu Kindern verhelfen«, sagte Rieger den Verdener Nachrichten. Als Vorsitzender der Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung bemüht er sich bereits theoretisch um germanischen Nachwuchs.

Keine Kommentare: