Mittwoch, Juli 14, 2004

mz-web.de - Ruinen von Hitlers Bunker sind Ketrzyns Touristenattraktion

Nicht Gras, sondern Wald ist über die Ruinen der «Wolfsschanze» gewachsen. In den masurischen Wäldern, zwischen Fliegensurren und Vogelgezwitscher, lässt sich kaum noch erahnen, dass hier am 20. Juli 1944 die deutsche Geschichte und die Geschichte des Zweiten Weltkriegs beinahe einen Wendepunkt genommen hätten. Moos und Sträucher überwuchern die Trümmer der riesigen Anlage, die die Deutschen im Januar 1945 bei ihrem Abzug aus dem «Führerhauptquartier» in die Luft gejagt haben. Teilweise stehen noch die Außenmauern der Bunker, sechs bis acht Meter dick. Jerzy Skrzykowski lebt mit und von der düsteren Geschichte der «Wolfsschanze», die für die polnische Kleinstadt Ketrzyn (Rastenburg) zur Touristenattraktion geworden ist. Seit 25 Jahren führt er Touristen über das nahe gelegene 2,5 Quadratkilometer große Gelände im dichten Eichenwald. Jedes Jahr besuchen etwa 230 000 Menschen das größte Hauptquartier Adolf Hitlers, gut die Hälfte von ihnen Polen. Unter den ausländischen Besuchern machen die Deutschen mit mehr als 30 Prozent aller Touristen die größte Gruppe aus. Wer erwartet, beim Besuch an historischem Ort genau nachvollziehen zu können, wie das Attentat auf Hitler am 20. Juli verlief, wird enttäuscht. Nicht nur die Bunker wurden gesprengt, auch von den Einrichtungen und Unterkünften der «Wolfsschanze» blieb nicht viel erhalten. «Nach dem Krieg ist alles, was sich noch verwerten ließ, abmontiert und weggeschleppt worden», sagt Skrzykowski. Nach der Sprengung von rund 5000 Minen auf dem Gelände suchten Schatzsucher nach dem angeblich hier versteckten Nazi-Gold.

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