Donnerstag, Juli 15, 2004
BerlinOnline: Warum Neonazis ungern telefonieren
Die neuen Hochburgen der Rechtsextremisten sind laut Polizei in Treptow und Köpenick
Die Botschaft ist eindeutig: "Wir wissen, wo du wohnst!" In den vergangenen Wochen hefteten Unbekannte hunderte Aufkleber an Reinickendorfer Lampenmasten und Briefkästen. Darauf steht: "Jäger kommen und gehen ." Die Aufkleber zeigen ein Bild des Polizisten Michael Knape, der in Reinickendorf wohnt. Der Polizeidirektor ist Leiter der für den Osten Berlins zuständigen Direktion 6. Die Verfolgung neonazistischer Umtriebe begreift der 52-jährige Knape nicht nur als Job, sondern als Berufung. Innerhalb von drei Jahren ist er damit bei den Rechtsextremisten zum Lieblingsfeind avanciert.
Besuch beim Bürgermeister
Allerdings zeigt die Aufkleberaktion nicht nur, dass die Naziszene etwas gegen Michael Knape hat. Sie steht dafür, dass sich die rechtsextremistische Szene in Berlin in einem Wandel befindet und ihre Aktionsformen geändert hat.
Vorbei die Zeit, in der Neonazis nur durch Demonstrationen und Angriffe auf Ausländer auf sich aufmerksam machten. Knape zufolge ist Bewegung in die rechte Szene geraten. "Sie ist aktiver geworden und sucht Kontakt zur Gesellschaft. Sie will die Jugend erreichen und auf kommunaler Ebene politische Ziele durchsetzen - etwa die Einrichtung so genannter nationaler Jugendzentren", sagt er. So suchten Rechtsextremisten mit ihrer Forderung nach einem "nationalen Jugendzentrum" zum Beispiel den Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick in dessen Bürgersprechstunde auf.
Während Parteien wie die NPD auch in Berlin noch von einem Einzug in die Parlamente träumen, sind die Neonazis außerhalb der Partei derweil aktionsorientierter geworden, wie der Berliner Verfassungsschutz feststellt. "Ihnen geht es darum, möglichst viel Präsenz auf der Straße zu zeigen, um die Öffentlichkeit zu beeindrucken", sagt Behördensprecher Claus Guggenberger.
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