Mittwoch, Juli 14, 2004
Rechtsextremisten: Germanen im Glas
Der Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger hat in Niedersachsen ein altes Gut gekauft - die Immobilie soll dem Erhalt der nordischen Rasse dienen.
Eigentlich hat Rainer Herbst Urlaub. Doch zur Erholung bleibt dem Bürgermeister von Dörverden wenig Zeit. Seit bekannt wurde, dass der Rechtsextremist Jürgen Rieger für 255.000 Euro ein 26.000-Quadratmeter-Grundstück nebst einem alten Landgut in der niedersächsischen Gemeinde ersteigert hat, herrscht Unruhe im Ort. Schließlich ist Rieger nicht irgendwer. Seit Jahrzehnten gilt der wegen Volksverhetzung verurteilte Hamburger Rechtsanwalt als einer der führenden deutschen Neonazis - mit besten Kontakten zu Alt- und Jungrechten und jeder Menge Geld zur Finanzierung radikaler Umtriebe. (...)
Finanzier und Namensgeber ist der 2002 verstorbene Bremer Lehrer Wilhelm Tietjen, der mit Aktienspekulationen ein Vermögen gemacht haben soll und bis zu seinem Tod in Treue fest zur Wehrmacht und zum Nazi-Reich stand. Zweck der in London registrierten Briefkastenfirma ist die Fruchtbarkeitsforschung, denn Kamerad Tietjen war nur mit dem Wehrmachtskarabiner erfolgreich. Zur Erhaltung der nordischen Rasse konnte er nichts beitragen - er war zeugungsunfähig.
Die Stiftung wolle, so Rieger, "kinderlosen Ehepaaren zu Kindern verhelfen". Das sei nach britischem Recht einfacher als nach deutschem: "Zum Beispiel ist die Leihmutterschaft bei uns ja verboten, in England aber nicht." Und weil Rieger Hauptfunktionär der "Artgemeinschaft - Germanische Glaubensgemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e. V." ist, liegt die Vermutung nahe, dass er auch als Stiftungsdirektor dabei vor allem arischen Nachwuchs im Sinn hat.
Da passt es ins Bild, dass in den Stiftungsunterlagen Theda Mathilde Ites als "Company Secretary" eingetragen ist. Mit der großen Blonden hat der anderweitig verheiratete Neonazi-Anwalt bereits zwei Kinder gezeugt - nicht im Labor, sondern auf altmodische Art. Die Lehrerin für "Spiraldynamik" und "Präzision im Hatha Yoga" war auch mit von der Partie, als Rieger 1995 in Schweden für 2,2 Millionen Mark einen Hof kaufte, um dort ein "germanisches Landkollektiv" für Mitglieder der "nordisch-blonden Rasse" zu gründen.
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