Freitag, Juli 16, 2004

Jungle World 30/2004 - Hitlers Kleinod

Hier wurde Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft zuerkannt. Zum Dank wollte er Braunschweig zur Musterstadt ausbauen. Kein schöner Land II. Vom Nussberg aus hat man eine gute Sicht auf Braunschweig, dessen Silhouette geprägt ist durch zahlreiche Kirchtürme und durch eine Reihe neuerer Gebäude, unter ihnen der Turm der ehemaligen Bernhard-Rust-Hochschule für Lehrerbildung. Ein massiver Aussichtsturm auf dem Berg erweist sich bei näherer Betrachtung als ein ehemaliger Bunker. Rechts daneben befindet sich eine Mauer mit einer Rednerkanzel. Unter ihr fällt der Nussberg flach ab und mündet in ein Sportgelände, das so genannte Franzsche Feld. Im Dritten Reich wurde dieses Gelände in Erinnerung an einen Aufmarsch von 100 000 SA-Männern und einigen Tausend Hitlerjungen im Jahr 1931 »SA-Feld« genannt. In direkter Nachbarschaft befindet sich eine ehemalige Kaserne, in der das damalige Luftflottenkommando untergebracht war. Schon vor der Machtübernahme galt der Freistaat Braunschweig als Hochburg der Bewegung. Ab 1930 waren die Nazis an der Landesregierung beteiligt, 1932 wurde Hitler in Braunschweig die deutsche Staatsangehörigkeit zuerkannt, weshalb ihm der Weg zur Kandidatur für das Reichspräsidentenamt offen stand. Adolf Hitler wollte Braunschweig zu einer nationalsozialistischen Musterstadt ausbauen. Am Nussberg sind die Veränderungen, die die Nazis vornahmen, deutlich zu erkennen. Vom Burgplatz in der Innenstadt zog sich eine Prachtstraße vorbei am Luftflottenkommando bis zum SA-Feld und zum dahinter befindlichen Thingplatz. Dieser wurde im Stile eines antiken Amphitheaters in einer Art Schlucht angelegt, die durch den Abbau des Rogensteines entstanden war. Die »Weihestätte« wurde vom Reichsarbeitsdienst errichtet und im August 1935 mit dem monumentalen Schauspiel »Arbeiter und Bauern« eingeweiht.

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