Montag, Juli 26, 2004

"Wilhelm Tell" als Bundesfeier auf dem Rütli - Rechte Szene sieht sich um traditionellen Auftritt geprellt (Schweiz , NZZ Online, 24. 7. 2004)

Keine Bundesfeier, sondern eine Aufführung des «Wilhelm Tell» für zahlende Besucher: Das 1.-August-Programm auf dem Rütli ist dieses Jahr völlig anders gestaltet. Die rechte Szene, die jeweils die grösste Gruppe bei der traditionellen Bundesfeier in der Urschweiz stellt, versammelt sich in Brunnen. mjm. Luzern, 23. Juli Es gehört seit Jahren zur Tradition, dass am 1. August auf dem Rütli eine Bundesfeier stattfindet. Diese wird jeweils von einem jährlich neu zu bestimmenden Urkanton organisiert, der auch den politischen Festredner stellt. In diesem Jahr ist alles anders. Es gibt am Nachmittag keine Bundesfeier auf dem Rütli. Im Zentrum steht ab 16.30 Uhr die von Lukas Leuenberger produzierte Aufführung von Schillers «Wilhelm Tell» durch das Deutsche Nationaltheater Weimar, die von einer halbstündige Feier eingeleitet wird. Nach den Klängen der Musikgesellschaft Brunnen wird Judith Stamm, Präsidentin der Rütli-Kommission der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, eine kurze Begrüssungsansprache halten (...) Explizit gegen die Schliessung des Rütlis wendet sich einzig die rechte Szene, die sich darüber aufregt, dass «Patrioten» am 1. August auf dem Rütli unerwünscht seien. Angesichts der Eintrittspreise stellt die «Partei national orientierter Schweizer» (PNOS) auf ihrer Homepage fest, «der einfache Schweizer» solle am Nationalfeiertag dem Rütli fernbleiben, weil «die Regierenden eine Riesenangst» davor hätten, dass sich «das Volk zum alten Kampfgeist der Eidgenossen» zurückbesinne. Zusammen mit andern Gruppierungen ruft die PNOS dazu auf, sich um 11 Uhr in Brunnen zu treffen und wie jedes Jahr zahlreiche Kantons- und Schweizer Fahnen mitzubringen. Der Journalist Hans Stutz, der die rechte Szene seit Jahren beobachtet, erwartet rund 500 Besucher aus diesem Lager, ungefähr gleich viele wie letztes Jahr. Das Spektrum reiche von Patrioten, militanten Nationalisten bis zu Neonazis.

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