Donnerstag, November 18, 2004

derStandard.at: Deutscher Gründer der Colonia Dignidad verurteilt

Wegen sexuellen Missbrauchs und Steuerhinterziehung Ein chilenisches Gericht hat den deutschen Gründer der Colonia Dignidad des sexuellen Missbrauchs von 26 Kindern für schuldig befunden. Paul Schäfer, der die geheimnisumwobene Sekte 1961 gegründet hatte, ist seit 1997 flüchtig. Damals hatten ihm die Behörden sexuellen Missbrauch chilenischer Kinder vorgeworfen, die in die kostenlose Schule und Klinik der Siedlung gekommen waren. Neben Schäfer, einem früheren Sanitäter der Wehrmacht, seien 22 chilenische und deutsche Sektenmitglieder zu Haftstrafen bis zu fünf Jahren verurteilt worden, berichtete die Tageszeitung "La Tercera" am Mittwoch. Das Gericht befand sie für schuldig, den Missbrauch vertuscht und die Justiz behindert zu haben. Der Anwalt der Verurteilten kündigte Berufung an. Kollaboration mit Pinochet Das rund 140 Quadratkilometer große und streng abgeriegelte Gelände Colonia Dignidad, das später in Villa Baviera umbenannt wurde, liegt rund vier Autostunden südlich der chilenischen Hauptstadt Santiago. Die Siedlung stand im Zentrum dutzender Verfahren unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs und Steuerhinterziehung. Außerdem ermittelte die Justiz wegen Verstoßes gegen die Menschenrechte, weil die Sekte mit der von 1973 bis 1990 herrschenden Militärjunta des Ex-Diktators Augusto Pinochet kollaboriert haben soll. Die Sekte unterhielt enge Beziehungen zur Junta und soll deren Geheimpolizei auf ihrem Gelände die Folter politischer Gefangener ermöglicht haben.

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