Dienstag, Februar 01, 2005
Frankfurter Rundschau online: Ohne Bomberjacke
Die Rechtsextremen in den Räten an Rhein und Ruhr probieren aus, wie weit sie parlamentarisch gehen können
Der feine Zwirn macht etwas her. Vor allem bei Jürgen Krüger, der nicht zum ersten Mal im Düsseldorfer Rat sitzt. Er spricht über "illegale Ausländer" und "Asylmissbrauch". Das weist ihn nicht gerade als feinen Mann aus, dann zeigt sich schnell, dass er ein extremer Rechter ist.
Vier Monate sind seit der nordrhein-westfälischen Kommunalwahl vom 26. September 2004 vergangen. 52 Abgeordnete aus dem rechtsextremen Lager zogen in die Kommunalparlamente ein. Mehr als doppelt so viel wie fünf Jahre zuvor. (...) Springerstiefel oder Bomberjacke, Ledergürtel mit eingestanzten SS-Runen oder verschlüsselte Botschaften auf Sweatshirts - das alles ist passé. Die neuen Rechten distanzieren sich oft wortreich von neonazistischen Straßenschlägern. Etwa Manfred Rouhs. Der sagt auf die Frage, wodurch er und seine Fraktion "Pro Köln" sich eigentlich von randalierenden Skinheads und saufenden Neonazis unterscheiden: "Im wesentlichen durch die Inhalte. Wir sind eine zukunftsorientierte, demokratische Organisation, und wir machen Politik. Was man sicherlich von den Leuten aus diesen skurrilen Spektren nicht so ohne weiteres behaupten kann." Die Parlamentarier aus der äußerst rechten Ecke an Rhein und Ruhr passen sich der veränderten Umgebung an. Man grüßt höflich, geriert sich staatsmännisch, derweil manch einer verzweifelt versucht, seine Unsicherheit zu überspielen. Wie Timo Pradel, seit einigen Jahren stellvertretender Vorsitzender der nordrhein-westfälischen NPD. Der dreifache Familienvater hat Aufmärsche von Neonazis im Ruhrgebiet und im Sauerland organisiert. Nun sitzt er im Märkischen Kreistag in Iserlohn - verunsichert und von den anderen Ratsmitgliedern rechts liegen gelassen. "Ich bin Neuling", rechtfertigt Pradel sein bisheriges Schweigen. "Und ich muss mir erstmal angucken, wie die Regeln sind.
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