Mittwoch, Februar 09, 2005
Merkur Online - "Union macht NPD-Wahlwerbung"
Historiker Hans Mommsen über Arbeitslosigkeit und Weimar
Hans Mommsen (74), emeritierter Professor für Neuere Geschichte in Bochum, ist einer der führenden Historiker für die Weimarer Republik. Im Interview äußert sich Mommsen, der in Feldafing am Starnberger See lebt, über Arbeitslosigkeit, NPD und von Unionspolitikern gezogene Vergleiche zwischen Weimarer Republik und der Gegenwart.
Fünf Millionen Arbeitslose, rechtsextreme Wahlerfolge - erinnert das an Weimarer Verhältnisse?
Mommsen: Diese historische Assoziation ist grundlegend falsch. Die Stärke der Rechten erklärte sich damals und erklärt sich heute nicht durch die Massenarbeitslosigkeit. Es hat keinen Sinn, hier eine direkte Gleichung aufzumachen.
Was war das Motiv eines Wählers 1932, NSDAP zu wählen?
Mommsen: Die Ablehnung des Versailler Vertrags, die Ablehnung des parlamentarischen Systems generell, wie es die bürgerlichen Parteien praktizierten. Die Auflösung der bürgerlichen Mitte, in die sich die NSDAP hineindrängte, war überhaupt das Grundproblem der Weimarer Republik. Ihre Wahl war ein spezifisches Krisenphänomen, insofern weiß ich nicht, was sich Stoiber bei seinem Vergleich gedacht hat.
Der Faktor Arbeitslosigkeit war also nicht von zentraler Bedeutung?
Mommsen: Die Arbeiterschaft stand auch in der Endphase der Weimarer Republik weitgehend zu den Linksparteien. Die Arbeitslosen blieben Anhänger vor allem der KPD. Als die NSDAP Ende 1932 versuchte, durch Solidarisierung mit den Streikenden bei den Berliner Verkehrs-Betrieben hier den Fuß in die Tür zu bekommen, scheiterte dies. Bei den Novemberwahlen 1932 zum Reichstag gab es einen Rückschlag.
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