Mittwoch, Juni 22, 2005
taz 20.6.05 Vorsätzlich die Knochen gebrochen
Polizei setzt mit massiver Gewalt Neonazi-Aufmarsch in Schnelsen durch. Rund 300 AnwohnerInnen demonstrieren spontan gegen den Auftritt der Rechten. 20-jähriger Afghane von Polizisten misshandelt. Opfer stellt Strafantrag
"Du hast Glück, dass wir nicht allein sind, sonst würde ich dich umbringen", zischt der Polizeibeamte Rafiq O.* zu, als der 20-Jährige hilflos am Boden liegt und bricht ihm dabei das Handgelenk. Zuvor hatte eine Polizistin den afghanischen Jugendlichen angesprungen und niedergerissen.
Szenen, die eher untypisch sind für den Brennpunkt-Stadtteil Schnelsen Süd, wo die Polizei bemüht ist, sich bürgernah zu präsentieren. Am vergangenen Freitagabend agierten die stadtweit georderten und quartiersfremden Polizei-Einheiten, um 40 militanten Neonazis deren Aufmarsch gegen "Kinderschänder" zu ermöglichen.
Die vermeintliche Mahnwache "Kein Forum für Pädophile" war von Tobias Thiessen angemeldet worden. Er ist ein Vertrauter des Hamburger Neonazi-Führers Thomas Wulff, der inzwischen in Mecklenburg-Vorpommern in dem Dorf Am Holz bei Boizenburg wohnt. Konkret richtete sich der Aufmarsch gegen Frank Freitag, Betreiber des Internetportals "seventeen6" im Graf Johann Weg, der mit dem wegen Aktivitäten im Pädophilenverein "Krumme 13" und Pornografievertrieb verurteilten Dieter Gieseking zusammen gewohnt haben soll.
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