Donnerstag, März 03, 2005

junge welt vom 02.03.2005 - Die Mölders-Connection

Nichts begriffen: In Neuburg an der Donau ist ein Fliegeroberst der Naziwehrmacht ein ehrenwerter Mann und »Vergangenheitsbewältigung« kein Thema Seit vor Monatsfrist verfügt wurde, daß der Naziflieger Werner Mölders aus der Liste der Bundeswehrvorbilder zu streichen ist, schlagen in Neuburg an der Donau die Wellen hoch. Die Kleinstadt ist Standort des Jagdfliegergeschwaders 74 der Bundesluftwaffe, das seit 1973 Träger des »Ehrennamens« Werner Mölders ist. Der Fliegeroberst (1913–1941) galt seither einigen Pilotengenerationen der Bundeswehr als »zeitloses Vorbild an Geist, Haltung und soldatischer Pflichterfüllung«, wie es in einer Standortbroschüre hieß. Mölders gehörte zu jenen 27 Wehrmachtsangehörigen, die während des faschistischen Welteroberungskrieges zum Ritterkreuz mit Schwertern und Brillanten auch noch das Eichenlaub erhielten. Seine ersten Luftsiege, 14 an der Zahl, hatte dieser Jagdflieger als Freiwilliger in der berüchtigten Legion Condor gegen die spanische Republik verbucht, sein 115. und letzter datiert aus dem Spätherbst 1941, nach dem Überfall auf die Sowjetunion. (...) Die Regionalzeitung Neuburger Rundschau (NR) gab gewissermaßen die Marschrichtung vor und in den folgenden Tagen die herbeigeschriebene Stimmung wieder: »Schwerer Schlag fürs Jagdgeschwader 74« und »nicht nachvollziehbare Entscheidung«, schrieb sie bereits am 28. Januar, am Tag darauf wurde der »Empörung bis hin zur Fassungslosigkeit bei den Neuburger Luftwaffensoldaten« Ausdruck gegeben und mitgeteilt: »Struck-Bescheid stößt auf Widerspruch«. »Nichts Fragwürdiges ist bisher bei Mölders zu entdecken«, hieß es im NR-Kommentar zur »niederschmetternden Nachricht«. Oberst Thomas Tillich, der Geschwaderkommodore, wird zitiert (»Das kostet doch unnötiges Geld«) und mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten Horst Seehofer auch schwereres Geschütz aufgefahren: »Werner Mölders ist nichts vorzuwerfen.« Brigadegeneral a. D. Rudolf Erlemann, der Geschwaderchef im Jahr 1973, sieht es genauso, der Namenspatron war für ihn »ein Mann des ritterlichen Kampfes«. Für Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) ist eine Namensänderung nicht nur »absolut überflüssig und unangebracht«; »was er (Mölders) damals als Soldat geleistet hat, war seine soldatische Pflicht«.

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