Donnerstag, September 22, 2005
Artikel: Kriegsverbrecher in katholischem Kloster vermutet
Carla Del Ponte: «Vatikan beschützt Gotovina» Anschuldigungen
Chefanklägerin Carla Del Ponte konfrontiert den Vatikan mit harten, aber durchaus plausiblen Beschuldigungen.
Carla Del Ponte, die Chefanklägerin des Uno-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag, beschuldigt den Vatikan, den meistgesuchten kroatischen Kriegsverbrecher Ante Gotovina zu beschützen. Die Mutmassung ist nicht unrealistisch: Religion und Nationalismus bilden auf dem Balkan seit jeher eine unheilige Allianz.
Dass die resolute Schweizerin Del Ponte heisse Eisen nicht scheut, hat sie längst bewiesen. Jetzt hat sie den deutschen Papst in Rom in die Folgen der Balkankriege der Neunzigerjahre involviert. Mit Wissen Roms und der katholischen Kirche Kroatiens halte sich der gesuchte General Gotovina in einem kroatischen Franziskanerkloster versteckt, sagte Del Ponte und beklagte sich in einem Interview mit dem britischen «Daily Telegraph» bitter: «Die katholische Kirche schützt Gotovina. Ich habe mit dem Vatikan darüber gesprochen, aber der Vatikan lehnt jede Zusammenarbeit mit uns ab.» Papst Benedikt XVI. habe auf ihren direkten Appell gar nicht erst reagiert. Dabei könne Rom binnen kurzer Zeit ausfindig machen, in welchem Konvent sich Gotovina aufhalte. (...) Im Übrigen war kirchlicher Beistand für Schwerverbrecher in der Vergangenheit nicht unüblich: Del Pontes Anschuldigungen erinnern an die Fluchthilfe für den ehemaligen Ustascha-Führer Ante Pavelic. Der Vasall Hitlers und Mussolinis, der im Zweiten Weltkrieg einen mörderischen Kreuzzug gegen Serben, Juden, Roma und Oppositionelle führte, entkam, als Priester verkleidet, über die so genannte «Rattenlinie» - wie die Amerikaner die Fluchtroute für führende Nazis nannten - nach Südamerika. Franziskanerklöster in Österreich und Italien dienten als Zwischenstationen. Später lebte der Massenmörder Pavelic, von Gerichten unbehelligt, als Gast des Diktators Franco in Spanien. Er starb 1959 in einem Madrider Spital.
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