Dienstag, September 27, 2005
Allgemeine Zeitung Namibia - Das Erbe eines großen Mannes beschmutzt
Mehr als 50 Jahre lang opferte Simon Wiesenthal sein Leben anderen Menschen. Er kämpfte für Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit an seinem eigenen Volk - den Juden. Vor einer Woche starb der als ,,Nazijäger" bekannt gewordene Mann im Alter von 96 Jahren in seiner Wohnung in Wien. Wenige Tage später, am Freitag, erschien im hiesigen Anzeigenblatt ,,Plus" eine Anzeige der ,,Internationalen Aktion Wider Das Vergessen". Darin steht: ,,Mit Freunde und Genugtuung nehmen wir den Tod des grossen Scheusals zur Kenntnis. Am 20.9.2005 wurden die Erde und ihre Bewohner von Simon ? (Nachname zensiert) erlöst. Die letzten 65 Jahre seines Lebens bestanden aus allen nur denkbaren Verbrechen: Verrat, Lüge, Verleumdung (?). Sein größtes Verbrechen war es, 96 Jahre zu leben. (?) Ein Schandfleck der Menschheit, (Name zensiert) ist nicht mehr."
Viele Leser haben diese Anzeige mit Entsetzen, Abscheu und Wut zur Kenntnis genommen. Wie ,,Plus"-Herausgeber Hans Feddersen gestern auf AZ-Nachfrage sagte, wolle der Auftraggeber seine Identität ,,nicht bekannt geben". Er (Feddersen) habe den Nachnamen aus folgendem Grund zensiert: ,,Ich sehe keinen Grund, warum ein Mensch als ,Scheusal´ bezeichnet wird." Warum er die Anzeige dennoch angenommen und veröffentlicht hat, begründete er so: ,,Wegen des Geldes." Auf ethische Bedenken angesprochen, antwortete er: ,,Ich bin mit der ganzen Sache noch nicht fertig." Die Frage nach weiteren Details und Erklärungen ließ er allerdings unbeantwortet.
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