Donnerstag, Oktober 28, 2004

Jungle World - Schmisse gegen Adorno

Burschenschafter planen eine Veranstaltung zum Biologen Konrad Lorenz in Wien. Antifaschistische Gruppen organisieren ein Gegensymposium Schon seit längerem begeistern sich Rechtsextreme für den Verhaltensforscher Konrad Lorenz. 1973 wurde er vom neonazistischen Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes mit dem so genannten Schiller-Preis ausgezeichnet. Die Sympathie kommt auch nicht von ungefähr, war Lorenz doch ein begeisterter Anhänger der nationalsozialistischen Idee der »Ausmerzung Minderwertiger«. Wie bei vielen Nazis schlug seine Begeisterung nach der Zerschlagung des »Dritten Reichs« in Depression um. Lorenz gilt in der Naturwissenschaft längst als überholt. Nur einige Apologeten in der Verhaltensforschung und Rassisten versuchen weiterhin, ihren Biologismus mit der österreichischen Geistesgröße abzusichern. Und die österreichischen Grünen weigern sich bis heute, mit ihrem Gründervater zu brechen. Seine Misanthropie, sein Sozialdarwinismus und Kulturpessimismus gelten bei ihnen nach wie vor als Technik- und Zivilisationskritik. Ebenfalls nicht neu ist der Hass von Rechtsextremen auf die Kritische Theorie. In der Ankündigung zu ihren Veranstaltungen bezeichnet die »Arge Konrad Lorenz«, in der sich die Burschenschaften »Olympia« und »Silesa«, der »Wiener Korporationsring der national-freiheitlichen Studentenverbindungen« und der »Ring Freiheitlicher Studenten«, die Studentenorganisation der FPÖ, zusammengeschlossen haben, die Kritische Theorie als »Verbindung von Neomarxismus und Psychoanalyse«. Insbesondere die Burschenschaft »Olympia« steht seit ihrer Wiederzulassung im Jahr 1952 im Zentrum des militanten Rechtsextremismus. Im Januar vergangenen Jahres etwa lud sie zu einem Abend mit dem deutschen Neonazibarden Michael Müller, der in seinen Liedern folgendes zum Besten gibt: »Mit 6 Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an, bis 6 Millionen Juden, da ist der Ofen an. (…) Bei 6 Millionen Juden ist noch lange nicht Schluss.« Der eingeladene Festredner Rolf Kosiek machte unter dem Pseudonym Rudolf Künast die Kritische Theorie bereits im Jahr 1983 für die »Umweltzerstörung« verantwortlich. Er war in den siebziger Jahren Führungskader der NPD und saß im »wissenschaftlichen Beirat« der rassistischen Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung des Hamburger Neonazis Jürgen Rieger. Seit 1981 ist er Mitarbeiter des rechten Grabert-Verlages. Kosiek, der auch Mitglied im revanchistischen Witikobund ist, referierte u.a.beim mittlerweile behördlich aufgelösten Verein »Dichterstein Offenhausen« und beim nicht minder neonazistischen Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes. Dieses Jahr erschien sein Buch »Die Frankfurter Schule und ihre zersetzenden Auswirkungen« in fünfter Auflage. Nähere Informationen zu dem Gegensymposium unter www.cafecritique.priv.at

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