Donnerstag, Oktober 21, 2004

taz 14.10.04 Schule wehrt sich gegen Schüler

Wenn Sascha Schüler am 21. April mit seinen Kameraden nicht zum Hotel Niedersachsenhof gekommen wäre, dann hätte Fabian Lohmann jetzt vermutlich mehr Zeit, um sich auf sein Abitur vorzubereiten. Aber Schüler und Konsorten waren da, standen mit Transparenten vor der Tür und brüllten in ein Megafon, dass nicht nur Juden krumme Beine haben, sondern auch Gewerkschaftsschweine und dass Verdens Pädagogen rot sind und verlogen. Fabian Lohmann hätte auch ohne dieses Gebrüll von draußen erfahren, dass die Jungen Nationaldemokraten (JN) im Landkreis Verden eine Schuloffensive gestartet haben. Dass sie das Dreieck Achim/Rotenburg/Verden nahe Bremen zu ihrem Stützpunkt machen wollen. Dass sie nationalistische Schülerzeitungen verteilen und Flugblätter. Fabian Lohmann war auf diese Veranstaltung der Lehrergewerkschaft GEW gekommen, um sich genau darüber einen Vortrag anzuhören. Er hätte es also sowieso erfahren. Aber es wäre irgendwie weiter weg gewesen, nicht direkt vor der Tür, nicht so drängend. Fabian Lohmann hätte Sascha Schüler, den Stützpunktleiter der JN, und einige andere nur als Gesichter auf Fotos gesehen. Aber nun drängten diese Gesichter von außen gegen den verrammelten Eingang. Sie schrien zum Fenster herein, als wollten sie das, was man drinnen über sie erzählte, eindrucksvoll bestätigen. Sie waren an diesem 21. April eine sehr präsente, äußerst greifbare Gefahr. Und Fabian Lohmann beschloss, etwas zu unternehmen. Er suchte im Internet nach Aktionen gegen rechts. Er fand das bundesweite Projekt "Schule ohne Rassismus". Die Idee gefiel ihm. Man musste den fremdenfeindlichen Flugblättern und Slogans etwas entgegensetzen. Das Verdener Gymnasium am Wall, an dem Fabian Lohmann Schülersprecher ist, sollte zur Schule ohne Rassismus werden. Er sprach mit anderen Schülern. Sie gründeten eine Arbeitsgemeinschaft, planten erste Aktionen.

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