Donnerstag, Oktober 21, 2004

ND- "Keinen Schritt weiter!"

Ungarn verhinderten Ehrung von Pfeilkreuzlern in Budapest Die rechtsradikale Gruppierung »Ungarische Zukunft« hatte am Freitag mit einem provokativen Aufmarsch in der Budapester Innenstadt an die Machtübernahme der ungarischen Nazipartei »Pfeilkreuzler« am 15. Oktober 1944 aufmerksam machen wollen. Nachdem die Behörden keine rechtliche Möglichkeit gesehen hatten, den Neonazi-Aufmarsch zu unterbinden, riefen demokratische Parteien und Organisationen, darunter die Sozialisten und die Liberalen, die gemeinsam die Regierungskoalition bilden, zu einer großen Gegendemonstration auf. Sie meldeten ihre Kundgebung für den Ort an, an dem auch die Nazis aufmarschieren wollten. Die den Sozialisten nahe stehende Tageszeitung »Népszava« organisierte an gleicher Stelle eine Unterschriftensammlung gegen die Nazis. Dies hatte die »Führerin« der Neonazigruppe, eine 26-jährige Studentin, zum Anlass genommen, die Mitarbeiter der Zeitung auf offener Straße mit dem Hitlergruß zu provozieren. Sie wurde deshalb festgenommen und zu einer Haftstrafe von 10 Tagen verurteilt. Die dadurch »führerlos« gewordenen Rechtsradikalen zogen daraufhin an einen anderen Platz in der Hauptstadt. Die etwa 150 Teilnehmer fanden jedoch in der Öffentlichkeit kaum Beachtung. Demgegenüber versammelten sich bereits in den Nachmittagsstunden des Freitag Tausende von antifaschistisch gesinnten Bürgern auf dem Budapester Heldenplatz und formierten sich schließlich zu einem großen Demonstrationszug. Anhänger der Regierungsparteien und ihrer Jugendverbände, Mitglieder der kommunistischen Arbeiterpartei, von jüdischen, Roma- und anderen Zivilorganisationen hatten bereits Stunden zuvor den Ort besetzt, an dem die Neonazis ihr Vorbild, den faschistischen Pfeilkreuzlerführer Szálasi, ehren wollten. Auf den Transparenten waren Losungen zu lesen wie »Nein zu den Nazis« und »Keinen Schritt weiter!« Am Abend kam es zu einer eindrucksvollen antifaschistischen Kundgebung. Der liberale Bildungsminister Bálint Magyar und der sozialistische Kulturminister István Hiller sprachen zu den Versammelten und forderten ein breites Bündnis gegen Faschismus, Rassismus und Antisemitismus. Die Demonstranten ehrten die Opfer des faschistischen Terror-Regimes mit Blumen und Kerzen.

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