Dienstag, Juni 14, 2005
taz 14.6.05 Ein Tuch für jeden Totgeschlagenen
In Dresden erinnert eine Installation an die Opfer rechtsextremer Gewalt. 100 Namen prangen auf 100 Tüchern. Die Initiatoren wollen ein Zeichen setzen gegen den Rechtsruck in der Stadt. Auch NPD-Abgeordnete und Neonazis kamen zur Eröffnung
In der Schlichtheit des Namenszuges der Opfer erinnert die Installation am Dresdner Elbufer an Gedenkstätten wie das israelische Jad Vaschem. 100 Namen von Menschen, die durch rechtsextreme Gewalttaten ums Leben kamen, sind auf jedem der 100 aufgespannten Tücher vermerkt. Deutsche und ausländische sind darunter. Auf den drei Quadratmeter großen weißen Tüchern ist wiederum jeweils ein Name ausgespart, sodass sich der einzelne aus der Masse heraushebt.
Gegenüber vom Landtag fallen die Tücher auch den Touristen auf. Verstanden werden sie allerdings oft erst durch ein Faltblatt, das Mitglieder des Freundeskreises "Dresden gegen rechtsextremes Denken" verteilen. "Wir thematisieren die Folgen des hohen Aggressionspotenzials und die Gewaltakte, die von dieser rechtsextremen politischen Bewegung ausgehen", heißt es darin. Dieser Freundeskreis ist insofern ein Novum, als er sich aus der Mitte der Gesellschaft heraus ohne institutionelle Bindung gebildet hat. Christian Demuth, Doktorand der Politikwissenschaften, ist einer der Initiatoren, die dem Rechtsruck in der Gesellschaft "nicht mehr tatenlos zusehen wollen". Seit Anfang Juni hat der Freundeskreis für knapp drei Wochen eine Bürgeraktion gestartet, deren wichtigstes Zeichen die mahnende Installation am Elbufer ist.
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