Montag, September 12, 2005
Ein Herrenreiter zweifelt nicht
Versandhauschef und Olympiareiter Josef Neckermann gilt als ein Vorzeigeunternehmer des Nachkriegsdeutschlands. Ein neues Buch über den "Pfennigfuchser der Nation" schildert, wie rücksichtslos er mit dem NS-Regime zusammenarbeitete
"Neckermann macht's möglich" - so hieß ab 1960 in Deutschland, was heute "Geiz ist geil" geworden ist. Schon in den 50er Jahren hatte Neckermann das erste Billig-Radio, den bezahlbaren Kühlschrank an den kleinen Mann gebracht. In den 60ern folgten Volks-Fernseher, Farb-TV, Spanien-Urlaub. (...) "Wenn man ehrlich ist, würde man sagen, man würde gar nichts anders machen." Ein schöner Satz für einen Mann, der wie Josef Neckermann am Ende eines erfüllten Lebens stand. Ein Satz, wie ein Schlag ins Gesicht für die Opfer des NS-Regimes. Mit 79 Jahren ist er 1992 verstorben, und er bereute offenbar nichts. Nicht daß er der NSDAP beigetreten, nicht daß er dem NS-System gedient, sich daran bereichert, es mitgestaltet hat. Man lebe nun mal nicht in einem Geschichtsbuch, sagte er, und ja, räumte er ein, es ging ihm damals gut. Verstehen könne das nur, wer selbst dabeigewesen ist. (...) Die Olympiade 1936 überzeugte Sportanhänger Neckermann so, daß er aus der Provinz nach Berlin und Großes leisten wollte. Inzwischen NSDAP-Mitglied geworden, übernahm er 1938 den Versandhandel von Karl Amson Joel, dem Großvater des US-Popsängers Billy Joel. Wieder nutzte er die Gunst der Stunde, für 2,3 Millionen Reichsmark ging die Firma an Neckermann. Doch das Geld wurde an Joel nicht ausgezahlt. Eine rasante Karriere im Dritten Reich begann.
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