Mittwoch, September 07, 2005
taz 7.9.05 Gemeinsamer Kampf am Laternenmast
In Falkensee hat ein Bündnis gegen rechts geschafft, wovon viele Initiativen träumen: Von der Linkspartei bis zur CDU unterstützen alle demokratischen Parteien die Gruppe. Sie sponsern Plakate, die die Bürger aufrufen, ihre Stimme bei der Bundestagswahl nicht an die Rechtsextremen zu verschenken
Die Plakate passen nicht so recht zu dieser Bundestagswahl. Sie hängen am Rand der Durchfahrtsstraßen in Falkensee bei Berlin-Spandau. Sie fallen auf in ihrer Schlichtheit zwischen all den weiblichen Partei-Köpfen an roten und schwarzen Jacketts, denn sie bestehen nur aus Text: kein Bild, gelber Hintergrund. Man solle die Rechten nicht wählen, fordern die Plakate.
Eines hat Michael Richter-Kempin an seinem Gartenzaun festgemacht. Zwei andere kleben auf Pappen an den Eingängen zum Geschichtspark. Um das alles zu verstehen, muss man sich diesen Park ansehen - gemeinsam mit Richter-Kempin, dem pensionierten Verwaltungsoberamtsrat, 58 Jahre alt, weißbärtig.
Es sieht aus wie in einem kleinen Stadtpark. Bäume, Rasenflächen, ein Jogger. Auf dem Rasen stehen wie vergessen rechteckige Betonflächen, davor liegen beschriftete Metallplatten: "Bad, Desinfektion". Die Betongrundrisse erinnern daran, dass sich hier die Baracken eines Lagers befanden, ein Außenlager des KZ-Sachsenhausen. Eine Baracke steht noch, mit weißen Häftlingsskulpturen drin, hinter rostigen Gittern.
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