Dienstag, Januar 31, 2006

ND - Gebellte Musik zu »Pseudodemokratie« - 28.01.06

In Stendal tut sich die Justiz schwer gegen rechtsextreme Schulhof-CD Musik ebnet den Weg für Ideologie. Mit diesem Kalkül verteilen Rechtsextreme CDs auf Schulhöfen. Jetzt steht erstmals ein Hintermann vor Gericht. Doch juristisch sind die Aktionen nur schwer zu ahnden. Die Einleitung ist schwülstig, dann geht es hart zur Sache: dröhnende Gitarren, aggressiv gebellte Texte. Die Rede ist von »Pseudodemokraten« und »Kniefallpolitik«; auch griffige Parolen werden gebrüllt. »Fuck the USA« heißt es und: »Wir sind im Krieg mit dem Scheißsystem, morgen wird es untergehn.« Eine Stunde lang hämmert die Musik durch Saal 102 des Amtsgerichts Stendal Mit dem Abspielen des Corpus Delicti begann dort der bundesweit erste Prozess gegen einen Hintermann einer Schulhof-CD. Der 31-jährige Angeklagte aus der Altmark soll die Produktion der CD »Anpassung ist Feigheit. Lieder aus dem Untergrund« organisiert haben, die 2004 an Schulen in mindestens zehn Bundesländern in Umlauf gebracht wurde. Die im Umfeld von Freien Kameradschaften entstandene Schulhof-CD und zwei Nachfolger, die von der NPD in Wahlkämpfen verteilt wurden, sind »Probierpackungen« der extremen Rechten. Dahinter steht die Strategie, über »niedrigschwellige« Angebote wie Musik und Kleidung, bei denen Ideologie noch nicht im Vordergrund steht, eine Bindung an die Szene herzustellen. Die kostenlosen CDs dienen noch stärker als Skinhead-Konzerte der »offensiven« Kontaktanbahnung.

Keine Kommentare: