Freitag, Januar 27, 2006
ND - Waffen-Nazi im Ausländeramt - 27.01.06
Behörde in Neuburg an der Donau wehrt ungeniert Vorwürfe ab
»Mit aller Deutlichkeit« wies das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen »unterschwellig erhobene Vorwürfe« zurück, im Ausländeramt sei ein »Neonazi« beschäftigt worden. Doch alles scheint noch viel schlimmer zu sein. (...)
In Neuburg ist eines der größten Flüchtlingslager Bayerns. Doch nicht nur deshalb scheint die Abgeordnete mit ihrem Aufklärungsverlangen genau ins Schwarze getroffen zu haben. Denn es fragt sich doch, wieso die Behörde acht Monate über den Skandal geschwiegen hat, obwohl ein Mitarbeiter verhaftet worden ist, weil er nicht nur rechtsradikale Ideologien pflegte, sondern gemeinsam mit weiteren Kameraden ein recht umfangreiches Arsenal angehäuft hat. Man habe, so die klägliche Entschuldigung des Landratsamtes, »von einer detaillierten Unterrichtung der Öffentlichkeit abgesehen«, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden. Die Begründung ist zusätzlich absurd – sollte es stimmen, dass »keinerlei Hinweise« gefunden wurden, die »einen Bezug zu seiner Tätigkeit im Landratsamt haben könnten«. Der 35-Jährige sitzt seit April gemeinsam mit zwei anderen Männern in Untersuchungshaft. Die Augsburger Staatsanwaltschaft legt unter anderem auch ihm den unerlaubten Besitz und Handel von Kriegswaffen, Munition und Sprengstoff zur Last. Bevor er in den Landesdienst eintrat, war der Angeklagte Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Er zählte zu jenen Uniformierten, die in der Franz-Josef-Strauß-Kaserne in Altenstadt öffentlich Hitler-Geburtstage zelebrierten. Nach einem Oktoberfestbesucht fiel der Oberfeldwebel durch Heil-Hitler-Gebrüll auf. Zeugen, so bestätigt die Kriminalpolizei, wollen wissen, dass der Mann in seinem Urlaub nach Kroatien gefahren ist, um dort mal einen richtigen Krieg mitmachen zu können. Doch der Vorwurf, als Balkan-Söldner Menschen in Hinterhalte gelockt und umgebracht zu haben, wurde nicht weiter verfolgt.
Aufgeflogen war der Landratsmitarbeiter bei Ermittlungen gegen eine Wehrsportgruppe, die als Nachfolgeorganisation des rechtsextremen »Europäischen Darstellungsvereins für lebendige Geschichte (EDLG)« gedacht war. Mitglieder des Vereins trainierten vorzugsweise in Tschechien und der Slowakei – am liebsten in Uniformen der SS-Leibstandarte Adolf Hitler. Dennoch versicherte der Leitende Augsburger Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz, den Männern habe man keine » rechtsextremen Umtriebe« nachweisen können. Weder seien antisemitische noch ausländerfeindliche Aktionen geplant gewesen.
siehe auch: dokmz / augsburger-allgemeine.de: Im Ausländeramt saß ein 'Nazi' - suspendiert
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