Montag, Mai 23, 2005

taz 23.5.05 Burschenschafter wollen nüchtern sein

Es ist das größte Treffen schlagender Burschenschaften in Deutschland. Auf ihrem Verbandstag am Wochenende in Eisenach wollten sie einfach nur über Hochschulpolitik diskutieren. Doch die alten Traditionen brechen immer wieder durch Prosaischer geht's nimmer: Eine ausgediente Handballhalle muss herhalten für das größte Treffen schlagender Burschenschafter in Deutschland. 1.500 Vertreter aus 140 Verbindungen sind nach Eisenach gekommen, und dabei sein darf - fast - jeder, der sich deutsch fühlt, Österreicher und Chilenen inbegriffen. Nur Frauen sind ausgeschlossen. "Bei uns haben wir auch einen stadtbekannten Schwulen", sagt stolz Roman von Marchia Bonn. Der "Burschentag 2005", der nach fünf Tagen gestern zu Ende ging, widmet sich so seriösen Themen wie dem Haushalt der Organisation und der Hochschulpolitik - und der Widerlegung öffentlicher Vorurteile. Rechte Deutschtümeleien? Infantiles Saufen? Archaischen Fechttraditionen? Frauen- und ausländerfeindliche Reglements? Karriereorientierte Klüngeleien? "Wir sind eine demokratische, pluralistische Vereinigung, die lediglich an Traditionen anschließt", sagt Benedikt Fahrland. "Ich bin Nationalist", sagt der 26-Jährige knapp. Und beeilt sich zu sagen: "Mit Nazis hat das nichts zu tun." Mit seiner rot-silber-schwarzen Schärpe, die sich quer über den Oberkörper zieht, sitzt er in einem historischen Dampfzug, an den Fenstern ruckelt die grün-hügelige Landschaft vorbei, die Fahrland "Mitteldeutschland" nennt oder auch einfach "mein Vaterland".

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