Mittwoch, Juni 16, 2004

Naziparolen auf Grabsteinen

Vier Jahre Haft für Friedhofsschänder von Eisenstadt - Geständiger will nun für jüdisches Museum arbeiten In der FPÖ gebe es 'gewisse Sympathien für rechtsextreme Aktionen', sagt der Angeklagte. Das habe ihn und seinen Freund bestärkt, 'einmal etwas zu unternehmen' - NS-Parolen auf 88 Grabsteinen des jüdischen Friedhofs in Eisenstadt: vier Jahre Haft. Sein Pech, dass er nicht dumm ist. Student Christian A. (33) drückt sich gewählt aus. Er kennt alle Worte, die notwendig wären, um dem Geschworenengericht zu erklären, warum er jenen jüdischen Friedhof damals in ein Nazidenkmal verwandelt hat. 'Damals' - das bleibt heute allerdings schon sein bestes Argument - 'damals war ich rechtsextrem.' Zu Allerheiligen 1992 bot der Friedhof in Eisenstadt einen schauderhaften Anblick. 88 Grabsteine waren beschmiert. Die mit Hakenkreuzen und Davidsternen verdeutlichte Botschaft: 'Juden raus', 'Ausländer raus', 'Saujude', 'Sieg Heil'. Das war das Nachtwerk zweier burgenländischer Schulfreunde. Wolfgang T., der ideologische Mitläufer, wurde nach dem Verbotsgesetz zu vier Jahren Haft verurteilt (er hat die Strafe bereits abgesessen). Christian A. blieb jahrelang in Südafrika, lebte von Gelegenheitsarbeiten, erlangte sogar ein EDV-Diplom, ehe er sich bei freiem Geleit für die Rückkehr nach Österreich entschied, 'um mit der Vergangenheit aufzuräumen'. Der Staatsanwalt glaubt, die Geschworenen nicht daran erinnern zu müssen, 'welches Leid das nationalsozialistische Gedankengut über die ganze Welt, kann man sagen, gebracht hat'. Der Verteidiger serviert dem Gericht einen reumütig geständigen 'Pseudointellektuellen'. Den Sachschaden am Friedhof, 3200 Euro, hat er 'aus eigener Tasche' (der Eltern) beglichen. Auch 'emotionell' will er einiges wieder gutmachen. 'Ich biete mich an, für das jüdische Museum unentgeltlich zu arbeiten', sagt er. Da leistet es sich der Anwalt, einmal ein bisschen auf die Bremse zu steigen: 'Bitte, die Grabschändung war pietätslos, keine Frage. Mein Mandant hat die Grenze des guten Geschmacks zweifellos überschritten. Aber man soll die Kirche im Dorf lassen: So furchtbar war die Sache auch wieder nicht.'"

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