Mittwoch, Mai 11, 2005

junge welt vom 11.05.2005 - »Blood and Honour« auf Jenas Marktplatz?

Neonazis mobilisieren zum »Fest der Völker« nach Thüringen. Mehrere tausend Teilnehmer aus Europa erwartet Auf einen »heißen Sommer« stellen sich Antifaschistinnen und Antifaschisten in Thüringen ein. Höhepunkt einer ganzen Reihe von neofaschistischen Aufmärschen, Kundgebungen und Konzertverantaltungen soll ein sogenanntes »Fest der Völker« am 11. Juni in Jena sein. Für den 28. Mai ist zudem der »4. Thüringentag der nationalen Jugend« in Weimar und für den 9. Juli das »3. NPD-Open-Air« unter dem Motto »Rock gegen Krieg« in Gera angekündigt. Zum neofaschistischen »Fest der Völker« auf dem Jenaer Marktplatz am 11. Juni werden mehrere tausend Neofaschisten aus ganz Europa erwartet. Daß diese Befürchtungen nicht aus der Luft gegriffen sind, davon zeugen ähnliche Veranstaltungen zum Beispiel im vorigen Jahr in Ungarn mit 9000 Teilnehmern und Demonstrationen in Dresden und Mücka (Ostsachsen) mit etwa 5000 Teilnehmern. Ohne sichtbare Mobilisierung trafen sich zuletzt am 2. April rund 1500 Neofaschisten zu einem Konzert im Schützenhaus der nur 35 Kilometer südlich von Jena gelegenen Kleinstadt Pößneck. Ein Blick auf Veranstalter und Teilnehmer des »Festes der Völker« entlarvt das vermeintlich multikulturelle Motto schnell. Organisiert wird die Kundgebung vom »Nationalen Widerstand Jena« (NWJ), einer »Freien Kameradschaft« innerhalb des militanten Neonazi-Netzwerkes »Thüringer Heimatschutz« (THS), und dem Jenaer NPD-Kreisvorsitzenden Ralf Wohlleben. Angekündigt sind bisher acht Redner, darunter der mehrfach wegen Volksverhetzung, Gewaltverherrlichung und Herstellung und Verbreitung von Neonazi-Propagandamaterial verurteilte Bundesgeschäftsführer der NPD und Landesvorsitzende der NPD Thüringen Frank Schwerdt. Auch der wegen Anstiftung zur Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion auf ein türkisches Restaurant in Eisenach vorbestrafte Neonazi Patrick Wieschke steht auf der Rednerliste. Angekündigt sind außerdem »freie Nationalisten« aus Großbritannien, Dänemark, Schweden, Italien, Ungarn und Rumänien, die nahezu alle in dem in Deutschland verbotenen Neonazi-Musik-Netzwerk »Blood and Honour« aktiv sind. Neun Neonazi-Bands aus Deutschland und mehreren europäischen Ländern sollen für Stimmung sorgen. Dazu gehört zum Beispiel die italienische Band »Block 11«, die sich nach dem »Todesblock« im Konzentrationslager Auschwitz benannt hat. Einige Mitglieder der anderen Bands sind einschlägig vorbestraft, wie der damalige Sänger der niederländischen Band »Brigade M«, der wegen der Schändung eines jüdischen Friedhofs in Den Haag im November 1999 verurteilt wurde.

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